Netzpolitik
Schlamperei im Online-Datenschutz
Forrester-Studie enttarnt "Privacy Policies" als Witz
Mountain View/Kalif. - Die Marktforscher
von Forrester Research
haben in einer Studie
herausgefunden, dass es auf den meisten US-Websites mit dem
Datenschutz nicht weit her ist. Forrester beschäftigte sich mit dem
Thema "Privacy Policies im Internet" und untersuchte dafür eine
repräsentatvie Auswahl an Internetseiten. Die
eCommerce Times
berichtet auszugsweise über die Ergebnisse der ansonsten
kostenpflichtigen Studie.
Schon seit Jahren verlangt die US-Regierung von den amerikanischen
Online-Anbietern, dass sie im Rahmen der Selbstregulation so genannte
"Privacy Policies" veröffentlichen. Diese sollen den Anwender
beispielsweise darüber informieren, welche Daten erhoben und
gespeichert werden. Forrester gibt nun an, dass die meisten dieser
Policies schlicht ein Witz sind. Sie sind meist viel zu vage formuliert
und dienen eher dem Interesse der Unternehmen als dem des
Anwenders.
Nur etwa 10 Prozent aller Sites halten die Vorgaben über die
Bereitstellung von Basis-Informationen ein, wie sie von Industrie und
Regierung als Empfehlungen entwickelt wurden. Mit anderen Worten: 90
Prozent aller Sites missachten diese Vorgaben. Weiterhin geht aus dem
Bericht hervor, dass auf immer mehr Sites Daten erhoben werden, die
man sich ansonsten kaum trauen würde, mit einem
Standard-Fragebogen zu erfragen. Gleichzeitig wächst laut Forrester der
Druck auf die Unternehmen, solche Daten untereinander auszutauschen.
Künstliche Intelligenz soll zu noch mehr Daten über Anwender führen
Und die Methoden der Datenerhebung werden immer raffinierter: Viele
Sites verwenden nach Angaben von Forrester inzwischen Technologien
aus dem Bereich der "künstlichen Intelligenz", um noch mehr Daten aus
den Anwendern heraus zu quetschen. Meist ohne deren Wissen. Vielen
Anwendern ist gar nicht bewusst, dass sie beim Besuch einer Site mit
beispielsweise dynamisch generierten Seiten oft nur Informationen und
Werbung finden, die ihrem bisherigen Profil entsprechen.
Forrester fordert, die amerikanische Wettbewerbsaufsicht, die Federal
Trade Commission (FTC) auf, stärkeren Druck auf die Unternehmen
auszuüben und diese zur Umsetzung der bestehenden
Datenschutz-Vorschriften zu zwingen. (pte/intern)