International
Befreiungstheologe hält Globalisierung für gescheitert
Frei Betto krisiert ungleiche Verteilung der weltweiten Industriegüter
Porto Alegre - Der brasilianische Befreiungstheologe und
Dominikanerpater Frei Betto hat das derzeitige Globalisierungsmodell
für gescheitert erklärt, wie Kathpress berichtet. 80 Prozent der
weltweiten Industrieproduktion würden derzeit von nur 20 Prozent der
Weltbevölkerung konsumiert, sagte der Dominikaner auf dem
Weltsozialforum in Porto Alegre in Brasilien. Mit Bill Gates, Larry Ellison, Warren Bufett und Paul Allen
besäßen vier Superreiche in den USA allein mehr als 42 Nationen mit
immerhin 600 Millionen Einwohnern. 1,2 Milliarden Menschen leben
derzeit laut Weltbank-Angaben mit einem monatlichen Einkommen von 35
Euro in absolutem Elend, so der Theologe. Diese Art Globalisierung
verschärfe weiter die Ungleichheiten zwischen den Nationen und
bestrafe die Armen, sagte der Theologe.
Die derzeitige Weltlage, so Betto, verpflichte zum Nachdenken. Der
einzige Ausweg sei, Gemeinwohl über Privatinteressen, Menschenrechte
und soziale Sicherheit über das Gewinnstreben zu stellen, das
Währungen und ganze Völker destabilisiere. Das Weltsozialforum sehe
sich nicht zuallererst als Protestplattform gegen das New Yorker
Weltwirtschaftsforum, sondern als Laboratorium von Ideen ohne
ideologische Zwänge.
Der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel
betonte, die derzeitige Globalisierung zwinge der Welt ein
Einheitsdenken auf. Das Bewusstsein werde "massenhaft
gleichgeschaltet". Dem wolle das Weltsozialforum neue Ideen und
Konzepte entgegensetzen. Das vorherrschende Wirtschaftssystem sei auf
Konkurrenz, nicht auf Kooperation ausgerichtet. Völker wie die
lateinamerikanischen, die eine eigene Identität und Spiritualität
besäßen, müssten sich dagegen verbünden, so Esquivel.(APA)