Amerika
Costa Rica: Präsidentenwahl geht in zweite Runde
Christlich-sozialer Kandidat Pacheco (Bild) liegt vor Sozialdemokrat Araya - Stichwahl notwendig
San Jose - Erstmals seit einem halben Jahrhundert
wird in Costa Rica eine Präsidentenwahl vermutlich erst in der
zweiten Runde entschieden. Nach Teilergebnissen von der Nacht auf
Montag erreichte keiner der Kandidaten genügend Stimmen für einen
Sieg im ersten Wahlgang. Der Kandidat der regierenden
Christlich-Sozialen Einheitspartei (PUSC), Abel Pacheco, erhielt
demnach 38,5 Prozent der Stimmen. Rolando Araya von der
sozialdemokratischen Nationalen Befreiungspartei (PLN) kam auf 31
Prozent. Für einen Sieg in der ersten Runde am Sonntag müsste ein
Kandidat mindestens 40 Prozent erreichen. Wie das Oberste Wahlgericht mitteilte, lag der Kandidat der PUSC,
Pacheco, nach Auszählung von 68 Prozent der Wahllokale mit 38,6
Prozent der Stimmen zwar klar in Führung. Der populäre
Fernsehmoderator und Psychiater verfehlte aber die Schwelle von 40
Prozent, die das Gesetz für einen Sieg mit einfacher Mehrheit im
ersten Wahlgang gesetzt hat. Den zweiten Platz belegte nach diesen
Teilergebnissen Araya von der PLN .
Die Stichwahl erzwungen hatte Otton Solis, ein Wirtschaftsexperte,
der im vergangenen Jahr aus der PLN ausgetreten war und die
Bürgerliche Aktionspartei (PAC) gründete. Er kam auf einen
Stimmenanteil von 26,3 Prozent. Es war das erste Mal seit 1948, das
bei einer Präsidentenwahl in Costa Rica drei Kandidaten antraten.
Solms erkannte am Abend sein Ausscheiden aus dem Rennen um die
Stichwahl an.
Bei den gleichzeitigen Parlamentswahlen, bei denen es um die
Besetzung der 57 Abgeordnetensitze ging, gewann die PUSC Pachecos
nach ersten Prognosen 19 Sitze, die PLN 16, die PAC 14, die Libertäre
Bewegung des mit 1,65 Prozent der Stimmen weit abgeschlagenen
Präsidentschaftskandidaten Otto Guevara sieben und die Partei der
Costaricanischen Erneuerung ein Mandat. Damit hätte keine Partei eine
Mehrheit im Parlament.
Die Wahlen waren, wie in Costa Rica üblich, friedlich und ohne
Zwischenfälle verlaufen. Die heute 3,8 Millionen Einwohner zählende
mittelamerikanische Nation kann auf eine mehr als 50-jährige
ununterbrochene demokratische Tradition zurückblicken. In diesem
Zeitraum stellte die PLN Arayas am häufigsten den Präsidenten,
zuletzt zwischen 1994 und 1998 mit Jose Maria Figueres. Mit dem
abtrünnigen PLN-Politiker Solis gab es in diesem Jahr erstmals einen
starken dritten Kandidaten. (APA/AP/dpa)