Berlin - Deutschlands gefürchtetster Literaturkritiker
Marcel Reich-Ranicki kann sich vorstellen, dass ihm viele Autoren das
Schlimmste wünschen: Er sei sicher, "dass es Schriftsteller gibt, die
den Tag meines Todes herbeisehnen - nämlich alle die, die glauben,
ich hätte ihre Karriere beendet", sagte der 81-Jährige der "Bild am
Sonntag". Letzteres sei "Quatsch": "Die waren einfach schlecht." Als
einzigen Schriftsteller, mit dem er befreundet sei, nannte er
Siegfried Lenz. Von ihm habe er noch nie ein Buch kritisiert. Auf die Frage, ob er Feindschaften genieße, antwortete
Reich-Ranicki: "Wenn ich harmoniesüchtig wäre, hätte ich mir einen
anderen Beruf aussuchen müssen, vielleicht Lektor." Am kommenden
Dienstag startet der 81-Jährige, der mit dem "Literarischen Quartett"
große Popularität erlangte, seine neue Sendereihe "Reich-Ranicki
Solo".
Im Interview mit der "Bild am Sonntag" bekannte der Kritiker, dass
er "überhaupt nicht religiös" sei. Das letzte Mal sei er mit 14 in
einem Gottesdienst gewesen. Für eine mögliche Verfilmung seiner
Autobiografie "Mein Leben" könnte er sich als Regisseure Volker
Schlöndorff oder Steven Spielberg vorstellen. Über Mario Adorf als
möglichen Reich-Ranicki-Darsteller werde er "nachdenken". (APA)