Literatur
Den Traum des humanen Sozialismus nie ausgeträumt
Stefan Heym: Die Berliner Akademie der Künste ehrte den im Dezember verstorbenen Autor
Berlin - Als "wichtigsten Schriftsteller" im
Nachkriegsdeutschland hat der Autor Johannes Mario Simmel den jüngst
verstorbenen Kollegen Stefan Heym bezeichnet. Heyms Autobiografie
"Nachruf" sei das bedeutendste deutsche Buch nach 1945, sagte Simmel
auf einer Ehrung für den Mitte Dezember gestorbenen Heym am
Sonntagabend in der Berliner Akademie der Künste. Als Jude und
Sozialist sei Heym ein "Rebell aus Gewissenszwang" gewesen, sagte
Simmel in Anwesenheit von Heyms Witwe Inge.Wichtigster
oppositioneller Schriftsteller in der DDR
Heym war am 10. Dezember im Alter von 88 Jahren während einer
Reise in Israel gestorben. Der in Chemnitz geborene Schriftsteller
galt wegen seiner regimekritischen Haltung als einer der wichtigsten
oppositionellen Schriftsteller in der DDR. Mit seinen Büchern wurde
er zu einer Symbolfigur des geistigen Widerstands in der DDR. Zu
seinen wichtigsten Werken zählen der Bericht "Fünf Tage im Juni" über
den Aufstand am 17. Juni 1953 in Ost-Berlin und "Der König David
Bericht", eine Abrechnung mit dem Stalinismus.
Der DDR "die Maske vom Gesicht gerissen"
Heym habe der DDR "die Maske vom Gesicht gerissen", sagte Simmel,
ein langjähriger Freund des Schriftstellers. Er habe den Traum eines
humanen Sozialismus jedoch nie aufgeben.
Der Schriftsteller Christoph Hein würdigte Heym als "Kronzeugen"
der deutschen Geschichte. Heym sei nicht bereit gewesen, die Irrungen
und Verbrechen in der DDR zu entschuldigen, sagte Hein. An der Lesung
aus Heyms Texten beteiligten sich auch die Schriftsteller Heinz
Knobloch, Ulrich Plenzdorf sowie Ann Kathrin Burger in Vertretung der
erkrankten Christa Wolf. (APA/dpa)