Wien/Midway - Wäre das Jahr 1999 und sein Februar nicht gewesen, dann hätte Walter Mayer keine Sehnsüchte nach rückwärts, er wäre also frei von sentimentalen Gefühlen. Damals, es war in der steirischen Ramsau und es waren die nordischen Weltmeisterschaften, schafften die Langläufer vier Medaillen. Gold in der Staffel ("jetzt san's Weltmeister, die Trotteln"), Silber durch Alois Stadlober, Bronze holten Michail Botwinow und Maria Theurl. Mit dem Abgang von Theurl löste sich das Damenteam auf, es bestand nur aus Theurl. Stadlober und Markus Gandler hörten auch auf, womit die Staffel halbiert war. Und das reicht selten.
Mayer ist als Sportdirekor des österreichischen Langlaufs eher der Gegenwart und Zukunft verpflichtet. Aber weil die Vergangenheit so nett war, sagt er wehmütig: "Ich sehne mich zurück nach 1999." Mittlerweile ist es freilich viel später und ganz knapp vor Olympia in Salt Lake City: "Wir können maximal überraschen. Mir wäre eine hohe Erwartungshaltung lieber. Dann könnten wir wenigstens enttäuschen."
Gemütlichkeit
Seit 21. Jänner wohnt das Team in den USA, man hat sich ein Häuschen in Midway geleistet, das liegt nicht unweit der Wettkampfstätten in Soldier Hollow. "Man muss Freiräume schaffen, sonst kriegt man einen Koller." Mayers Ehefrau Gerlinde bekocht die Buben, nur Christian Hoffmann und Achim Walcher haben es vorgezogen, erst vor vier Tagen anzukommen. Sie übten in Obertauern, das ist hoch gelegen und deshalb durchaus vergleichbar.
Mayer hat auch die Biathleten über und diesen traut er weit mehr zu. "Weil da Sensationen zum Sport gehören. Langlauf ist berechenbar. Da gibt es eine Hierarchie. Es müssen besondere Umstände auftreten, um diese auf den Kopf zu stellen." Und er verweist auf die Spiele 1998 in Nagano, als der österreichische Langlauf erstmals aufmuckte und ein bisserl traditionell wurde. Mit Gandlers Silber und mit Hoffmanns Bronze im Marathon über 50 km. "Natürlich waren die Leistungen damals toll. Aber wir hatten Glück mit dem Material und den Startnummern."
Eine Medaille in Salt Lake City schließt Mayer trotzdem nicht aus. Hoffmann ist über 30 Kilometer nicht zu unterschätzen, im Vorjahr wurde er bei der Generalprobe Zweiter. "Die Strecke mit ihren langen, steilen Aufstiegen taugt mir sehr", sagt Hoffmann. Botwinow wurde am 25. Dezember am Meniskus operiert, "jetzt kann er wieder gehen", stellt Mayer fest. "Ich weiß nicht, was ihm zuzutrauen ist." Die Staffel wird vermutlich mit Walcher und Gerhard Urain aufgefüllt, Alexander Marent müsste sich erst aufdrängen. "Ein fünfter Platz ist ein realistisches Ziel. Mit viel Glück geht vielleicht mehr."
Der Weltcup pausierte seit dem 12. Jänner, Mayer hält die FIS deshalb "für einen Verein von Geistesgestörten. Sportler brauchen Wettkämpfe, um sich zu vergleichen und dann im Training darauf zu reagieren. Das gilt aber für die anderen Nation auch."