Seine physische Präsenz auf der Bühne erinnert ein wenig an die eines hochgestellten, gerade erst dem Gefrierfach entnommenen Fischstäbchens mit Mittelscheitel: bleich, steif und "ebenso charmant" - wie ein Tourbegleiter den Berliner Maximilian Hecker vergangenen Herbst hinter vorgehaltener Hand beschrieb.

Passend zu diesem Erscheinungsbild erhebt Hecker seine zerbrechliche Stimme und trägt steinerweichend seine "Infinite Love Songs" vor. Aus dem Keyboard purzeln zurückhaltende Beats, während Hecker die Wanderklampfe bedient und mit Songs wie "The Days Are Long And Filled With Pain" Mädchen- und Bubenherzen in Polyester-Leiberln zum Schmelzen bringt.

Neuzeitlicher Nick Drake

Als neuzeitlichen Nick Drake feierte ihn deshalb im Vorjahr das deutsche Modemagazin "Spex" und Heckers introvertiert-traurige Musik stützt diesen Vergleich - auch wenn ihm ein längeres irdisches Dasein zu wünschen ist, als dies dem britischen Barden Drake vergönnt war.

Seine scheinbar todtraurigen Songs bricht der 23-Jährige stellenweise mit etwas lebendigerem Tempo und verfällt dabei gerne in Unverschämtheiten wie in eine Coverversion von "Take On Me", einem 80er-Jahre-Hit der Pickel-Popper von a ha.

Und - man soll ja die Hoffnung nie ganz aufgeben - vielleicht verhilft ihm die Tourroutine ja zu einer gewissen Lockerheit. Damit die Fischstäbchen-Vergleiche eventuell bald Geschichte sind. (flu/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 05.02. 2002)