Wien - Gerhard Zeihsel, Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SLÖ), ist glücklich: Gott sei Dank werde endlich historische Aufklärung betrieben. Seit kurzem widmet sich die Kronen Zeitung in einer Serie dem Thema Benes-Dekrete. Ihr Titel: ",Nemcum smret!' - Tod den Deutschen!" "Nützt sehr viel" "Das nützt uns natürlich sehr viel", sagte Zeihsel am Montag zum STANDARD, denn mit dem Kurs der Regierung ist er weit weniger zufrieden: "Wir sind nicht überzeugt, dass sich die Bundesregierung für uns besonders auf die Schienen wirft." Die SLÖ verfolge einen eigenen Weg, und der sei eine Sammelklage gegen Tschechien. Zumindest in der ÖVP stößt die Klagsidee tatsächlich auf wenig Gegenliebe. Es gehe hier um Rechts- und nicht um finanzielle Fragen, sagte VP-Klubobmann Andreas Khol am Montag, angesprochen auf die SLÖ-Sammelklage. Die Regierung wolle, so Khol, bis zur Ratifikation des EU-Vertrages eine gemeinsame Erklärung mit den Tschechen ausverhandeln, wonach die Benes-Dekrete nicht mehr gelten, also "totes Unrecht" sind. Ähnlich hat sich Kanzler Wolfgang Schüssel am Sonntag geäußert. Dass der deutsche "Bund der Vertriebenen" eine Sammelklage ablehnt (DER STANDARD hat berichtet), stört Zeihsel auch nicht: "Wir haben ja ganz andere Ausgangspositionen. In Deutschland hat es Hilfen gegeben." Noch im Frühling sollen potenzielle Kläger gesucht werden. (pm/DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 5. Februar, 2002)