Kosovo
"Neue Nationalstaaten auf Balkan erschweren Integration"
Serbischer Ministerpräsident: Freihandelszone und freier Markt auf Balkan sind erstes Ziel
New York/Belgrad/Wien - Die Bildung neuer Nationalstaaten
auf dem Balkan würde die weitere Integration in europäische und
Welt-Institutionen erschweren. Dies sagte der serbische
Ministerpräsident Zoran Djindjic nach der Abhaltung eines "Runden
Tisches über den Balkan" in New York am Rande des
Weltwirtschaftsforums. Die Teilnehmer seien sich auch einig gewesen,
dass es nicht eine weitere Desintegration auf dem Balkan geben
solle, wurde Djindjic am Montag von der Belgrader Nachrichtenagentur
Beta zitiert. Neben Djindjic diskutierten unter anderem der griechische
Außenminister Georgios Papandreou, der schwedische Ex-Premier Carl
Bildt, der mazedonische Präsident Boris Trajkovski, der Vorsitzende
der bosnisch-moslemischen Gemeinschaft Mustafa Ceric sowie Vertreter
der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und Verleger
aus Pristina.
Djiindjic: Zuerst Freihandelszone errichten
Auch über den künftigen Status der südserbischen Provinz Kosovo
sei diskutiert worden. Allerdings nur in der Frage, "ob dies ein
künftiger zu entstehender Staat ist und die Region vom europäischen
Weg abbringen soll oder ob dies ohne Grenzänderungen und mit einem
Kompromiss gelöst werden soll". Djindjic erklärte auch, dass sich
niemand dezidiert gegen den Status quo ausgesprochen habe. Diese
Fragen der Staatlichkeit würden in weitere Folge sicher nicht nur auf
Kosovo beschränkt bleiben, erinnerte Djindjic an den Konflikt in
Mazedonien und wohl auch auf die Staatskrise in Jugoslawien.
Auf dem Balkan müsse jedenfalls der Prozess der Desintegration
gestoppt und jener der Integration in alle Weltinstitutionen
vorangetrieben werden, betonte der serbische Premier. Kooperationen,
Globalisierung und eine geringere Bedeutung der Grenzen seien
notwendig, fügte Djindjic hinzu. Zunächst müssten auf dem Balkan eine
Freihandelszone und ein gemeinsamer Markt errichtet werden, "der für
alle potentiellen Investoren anziehend sein wird". Dieser Markt werde
dann etwa 50 Millionen Einwohner haben und demnach auch für größere
Unternehmen viel interessanter sein.
Im Rahmen des Treffens sei auch betont worden, dass "auf dem
Balkan Gewalt nie wieder für politische Ziele eingesetzt werden
darf". Europa und der Westen müssten allerdings in dieser Hinsicht
"prinzipiell sein und nicht wie in der Vergangenheit, als eine Art
von Gewalt verurteilt und eine andere als Volksbefreiungskampf
betrachtet wurde", sagte Djindjic. (APA)