Kabul - Die Bemühungen um einen Frieden im Osten Afghanistans sind in ein neues Stadium getreten. Eine Delegation aus der umkämpften Stadt Gardes reiste am Freitag nach Kabul, um zur Beilegung des Konflikts Gespräche mit der Interimsregierung von Ministerpräsident Hamid Karsai zu führen. Der Kommandant der Sicherheitstruppe für Masar-i-Sharif im Norden des Landes meldete den Abzug aller Milizen gemäß einem am Freitag abgelaufenen Ultimatum. Die Region um Gardes ist seit dem Sturz des Taliban-Regimes immer wieder Schauplatz heftiger Kämpfe gewesen. Erst in der vergangenen Woche kamen binnen zwei Tagen mehr als 60 Menschen ums Leben. Zuvor hatte der paschtunische Kriegsherr Batsha Khan versucht, die Regierung der Provinz Paktia zu übernehmen. Batsha Khan war von Karsai zum Gouverneur in Gardes ernannt worden, wurde aber von der Shura, der Stadtversammlung, unter Vorwürfen von Korruption und Blutrünstigkeit abgelehnt. Der nunmehr nach Kabul gereisten Delegation gehören Vertreter beider Seiten an, wie der Sohn des Shura-Vorsitzenden, Safiullah, bestätigte. Eine friedliche Lösung in Gardes ist Beobachtern zufolge vordringlich, da der Konflikt die Autorität Karsais zu unterminieren droht. Abzug der Milizen aus Masar-i-Sharif Der Abzug der Milizen aus Masar-i-Sharif galt vor diesem Hintergrund als Erfolg für die Interimsregierung. Die Stadt sei nunmehr unter ausschließlicher Kontrolle der neuen Sicherheitstruppe, erklärte Kommandant Showali. Die von Karsai eingesetzte Einheit von 600 Milizionären ist Teil einer Vereinbarung zwischen den beiden Rivalen Rashid Dostum und Atta Mohammed. Beide Kriegsherren hatten darin zugesagt, ihre Kämpfer aus Masar-i-Sharif abzuziehen. Der Chef der Sicherheitstruppe, General Mohammed Isa Eftachuri, betonte, nun müssten auch alle Zivilpersonen entwaffnet werden. Karsai, der am Freitag nach Pakistan gereist war, hatte zuvor auf einer Pressekonferenz in Islamabad Karsai die weitere Anwesenheit amerikanischer Truppen in Afghanistan und ihre Suche nach Osama bin Laden verteidigt. Der Krieg gegen den Terrorismus sei noch nicht zu Ende. Journalisten hatten kritisiert, dass die "nutzlose Jagd" auf den El-Kaida-Führer das Leben vieler Zivilpersonen gefährde. Bevölkerung unter Schnee und Kälte - Arbeit der Hilfsorganisationen behindert Starke Schneefälle im Norden Afghanistans haben die Auslieferung von Hilfsgütern behindert. Die Schneestürme tobten über vielen Regionen, die Temperaturen fielen zum Teil weit unter Null. "Vor allem kranke Menschen leiden unter den Wetterbedingungen," sagte UNO-Sprecher Yusuf Hassan am Freitag in Kabul. Der Schnee verhindere auch die Rückkehr afghanischer Flüchtlinge aus dem Iran. Ein von der Außenwelt abgeschnittenes Dorf in der Provinz Ghor soll nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO aus der Luft mit Medikamenten versorgt werden. Wegen der heftigen Schneefälle in den letzten Tagen kamen fünf Menschen ums Leben. Sie wurden bei einem Schneesturm am 4000 Meter hoch gelegenen Salang-Tunnel nördlich von Kabul in ihren Fahrzeugen eingeschneit. Sieben Menschen erlitten nach Angaben der britischen Hilfsorganisation Halo Trust schwere Erfrierungen. Die afghanischen Bauern hingegen freuten sich nach drei Jahren andauernder Trockenheit über den Niederschlag. Auf Grund der Schneestürme war es weiterhin nicht möglich, die genauen Umstände und Folgen eines amerikanischen Luftangriffs im Osten Afghanistans zu untersuchen. Dabei soll mindestens ein ranghoher El-Kaida-Führer ums Leben gekommen sein.(APA/AP)