Wien - Was europäische Mobilfunkunternehmen wie die britische Vodafone und die deutsche Mobilcom bisher nur angedacht haben, hat die Mobilkom Austria, die Mobilfunktochter der börsenotierten Telekom Austria, jetzt umgesetzt: Der führende österreichische Handynetzbetreiber hat mit der "A1 Bank" eine Nischenbank für mobile Zahlungslösungen gegründet, sagte Mobilkom-Generaldirektor Boris Nemsic heute, Dienstag, bei einem Pressegespräch. Damit sei die Mobilkom die erste Mobilfunkfirma weltweit mit einer Banklizenz. Mit der neuen 100-Prozent-Tochter, die am 16. Jänner 2002 vom Finanzministerium eine Bankkonzession erhalten hat, will die Mobilkom den bisher nur zögerlich wachsenden mobilen Handel via Handy (M-Commerce) forcieren und das mobile Bezahlen durch die Übernahme von Ausfallsrisiken standardisieren, betonte Nemsic. Konzentration auf mobiles Payment Die A1 Bank wolle nicht in das Kerngeschäft der etablierten österreichischen Banken eingreifen, sondern sich auf Zahlungsverkehrslösungen im mobile Payment konzentrieren, sagte der A1 Bank-Vorstandsvorsitzender Rudolf Penz (55), der bis Ende 1998 Vorstand der GiroCredit war. Die A1 Bank werde keine eigenen Konten, sondern reine Verrechnungskosten mit Einzahlungs- und Abbuchungsfunktion bieten und eine Kumulierung von Micropayments ermöglichen, die alle 14 Tage oder einmal im Monat beglichen werden können. Die A1 Bank steht den 2,8 Millionen Mobilkom-Handykunden, aber auch den restlichen 3,8 österreichischen Handyusern offen. Die neue Mobilkom-Tochter, die weniger als 10 Mitarbeiter haben soll, hat ein Eigenkapital von 5,8 Mill. Euro und will im dritten Jahr des Bestehens erstmals den Break-Even erreichen. Die erwarteten anfänglichen Anlaufverluste im einstelligen Millionenbereich werden von der Mobilkom beglichen. Eine Millione Euro Umsatz im M-Commerce 2001 Die Mobilkom Austria hat 2001 mit 43.000 Bestellungen via Handy rund 1 Mill. Euro (13,76 Mill. S) umgesetzt, was einer Verdoppelung gegenüber 2000 entspricht, berichtete Mobilkom-Marketingvorstand Hannes Ametsreiter. Die Mobilkom gehe davon aus, dass der M-Commerce-Bereich künftig stärker als bisher wachsen werde. Einer Studie von Forrester Research zufolge sollen heuer in Österreich 25 Mill. Euro, 2005 bereits 516 Mill. Euro mit M-Commerce erlöst werden. Die Mobilkom setze beim M-Commerce vor allem auf Ticketinglösungen, derzeit bereits mit Bahnkarten, Kinokarten und Skipässen möglich, sowie auf Zustellprodukte wie etwa Pizza, so Ametsreiter. Provision für Händler zwischen zwei und acht Prozent Die Ausfallrisiken will die A1 Bank über Kooperationen mit etablierten österreichischen Banken an andere Banken weitergeben und rückversichern, bemerkte Ametsreiter. Daraus berechne sich die Provision für die Partner-Händler, die je nach Branche zwischen 2 und 8 Prozent betragen soll. Die Mobilkom Austria hält im M-Commerce-Bereich bereits eine 49-prozentige Beteiligung an der paxbox austria, die Zahlungen via Handy ermöglicht. Die paybox-Lösung sehe man künftig als europäische und weltweite Zahlungsmöglichkeit, während die A1 Bank vor allem auf Österreich beschränkt bleiben soll, sagte Ametsreiter. Den Handykunden soll über die A1 Bank künftig ein Ausgaberahmen von rund 1.000 Euro zur Verfügung stehen, sagte Penz. Bei der Registrierung bei der A1 Bank bekommt der Kunde einen PIN-Code, mit dem alle Bestellaufträge über das Handy bestätigt werden können, sowie ein Gratis-Verrechnungskonto mit Prepaid- oder Debit-Funktion. Die A1 Bank überprüft nach der Bestellung die Ordnungsmäßigkeit der Transaktion, gibt eine Auftragsbestätigung und eine Zahlungsfreigabe. Dadurch wird das A1 Konto belastet, abgerechnet wird dann über die A1 Handyrechnung, bei Kunden anderer Handynetzbetreiber über eine Extrarechnung. (APA)