Berlin - Die deutsche Filmbranche ist nach Ansicht von Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) unterfinanziert. Die durchschnittlichen Budgets inländischer Filmproduktionen seien im internationalen Vergleich zu niedrig, sagte Nida-Rümelin am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Bei der Filmförderung will er ein stärkeres Gewicht auf den kulturellen Aspekt legen. Um den Produzenten aber auch stärkere Anreize für Gewinne zu geben, plädiere er auch für das Prinzip "verlorene Zuschüsse". Auch das Gremien-Übergewicht bei der Vergabe der Gelder müsse geändert werden. Verschärfte Steuerregelungen Heftige Kritik übte Nida-Rümelin am so genannten Medienerlass von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD), der verschärfte Steuerregelungen für internationale Koproduktionen vorsieht. "Wir müssen das ändern." Es könne nicht sein, dass die Zusammenarbeit bei internationalen Koproduktionen durch finanzpolitische Maßnahmen behindert werde. Auch die deutschen Film- und Fernsehproduzenten hatten bereits ihren Protest angemeldet. Hollywood Gleichzeitig beklagte der Staatsminister den "Missstand", dass deutsches Kapital in großen Mengen beim "Hauptkonkurrenten Hollywood" investiert werde. Von 3,579 Milliarden Euro (49,2 Mrd. S) würden 80 Prozent allein in die USA fließen, während die deutsche Filmförderung insgesamt nur 204,517 Mio Euro verfüge. Nida-Rümelin will mit neuen Förderkonzepten den deutschen Film stärken. Er will vor allem die Rechte von Filmproduzenten stärken sowie die Gesamtmittel der Filmförderung erhöhen. Auch das Fernsehen soll sich mehr daran beteiligen. Der Film müsse stärker als bisher als "nationales Kulturgut" im In- und Ausland wahrgenommen werden, erklärte Nida- Rümelin. Auch in den Schulen spiele der Film noch immer keine ihm gebührende Rolle. Auf der an diesem Mittwoch beginnenden Berlinale verleiht Nida- Rümelin den Deutschen Drehbuchpreis und einen Innovationspreis. Dem neuen Berlinale-Leiter Dieter Kosslick bescheinigte Nida-Rümelin eine "besondere Sensibilität für den deutschen und europäischen Film". Auf der Berlinale will der Staatsminister mit seiner französischen Amtskollegin Catherine Tasca die Perspektiven einer engeren filmpolitischen Zusammenarbeit beider Länder erörtern. "Beide Länder können der Motor einer europäischen Filmpolitik sein", betonte Nida- Rümelin. (APA)