Washington/Islamabad - Bei einem US-Raketenangriff auf einen Konvoi in Afghanistan ist nach Medienberichten möglicherweise ein führendes Mitglied der El-Kaida-Terrorgruppe getötet worden. Es sei aber nicht sehr wahrscheinlich, dass es sich um Terroristenchef Osama bin Laden handle, sagten Geheimdienstbeamte dem Nachrichtensender CNN. Die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP meldete am Donnerstag, drei Jugendliche seien im Osten Afghanistans durch einen Raketenangriff getötet worden. Ob es dabei um verschiedene Darstellungen desselben Angriffs ging, war zunächst unklar.Identität des Toten ist unbekannt Obwohl die Identität des Toten nicht feststeht, halten es Pentagon-Beamte für möglich, dass es sich um ein hochrangiges Mitglied der El Kaida handelt. Der Konvoi sei am Montag von einer unbemannten Drohne des US-Geheimdienstes CIA im Osten Afghanistans bei den Weißen Bergen und dem Höhlenkomplex Zawar Killi in der Nähe von Tora Bora aufgespürt worden. Tora Bora galt einmal als mögliches Versteck Bin Ladens. Bei einem Halt sei eine Hellfire-Rakete auf die Fahrzeuggruppe abgefeuert worden. Der Fernsehsender CBS berichtete unter Berufung auf einen Regierungsbeamten, dass bei dem Raketenangriff mindestens eine Person, möglicherweise auch mehrere getötet worden seien. Dabei sei offenkundig der Chef des Konvois umgekommen, der von den anderen mit großem Respekt behandelt worden sei. Der Mann sei hoch gewachsen gewesen wie Bin Laden, dessen Größe auf 1,95 bis zwei Meter geschätzt wird. Doch seien auch mehrere andere El-Kaida-Führer groß. Der Konvoi sei kleiner als für El Kaida typisch gewesen. Nach den vorliegenden Informationen bestehe nur eine Chance von 10 bis 15 Prozent, dass es der Terroristenchef war. AIP berichtete, eine Rakete sei am Dienstag in der Nähe der Stadt Khost eingeschlagen. Örtliche Clanführer bestritten, dass sich Taliban oder El-Kaida-Kämpfer in der Region aufhielten. Sawar Killi war von den USA nach Angaben der Bewohner zuvor bereits bombardiert worden. CIA-Direktor George Tenet hatte am Mittwoch vor einem Senatsausschuss in Washington gewarnt, dass die El Kaida bisher nicht zerstört worden sei. Neue Angriffe könnten jederzeit erfolgen, darunter auch "unkonventionelle" mit chemischen, biologischen und radioaktiven Waffen. Vorbereitungskommission für Große Ratsversammlung in Kabul gebildet In Kabul konstituierte sich am Donnerstag die Kommission zur Vorbereitung der traditionellen Großen Ratsversammlung ("Loya Jirga"), welche auf Grundlage des Petersburger Abkommens vom Dezember vergangenen Jahres bis 22. Juni zusammentreten soll. Das 21-köpfige Gremium steht unter dem Vorsitz des Verfassungsrechtlers Ismail Kassim Jar. Unter den Mitgliedern befindet sich die Frauenrechtlerin Soraya Parlika, die der früheren prokommunistischen Regierung des von der Sowjetunion unterstützten Präsidenten Najibullah angehört hatte. Es ist geplant, dass die Loya Jirga vom 87-jährigen Ex-König Mohammed Zahir eröffnet wird, der seit 1973 in Rom im Exil lebt. Gefangenentransport nach Guantanamo wieder aufgenommen Der Transport gefangener Mitglieder der El Kaida und der Taliban aus Afghanistan zum US-Militärstützpunkt Guantanamo auf Kuba wurde nach zweiwöchiger Unterbrechung wieder aufgenommen. Eine Maschine mit 60 Gefangenen aus Kandahar wurde am Donnerstag erwartet. In Kuba befanden sich bisher 158, in Kandahar 324 Gefangene. Auf dem Stützpunkt in Kuba sind Verschläge für 200 weitere Gefangene gebaut worden.(APA/dpa)