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dpa/Martin Oeser
Der Himmel ist voller X-e. Flugzeuge haben den lauen Himmel kreuz und quer durchpflügt. Jetzt sieht er aus wie ein Schnittbogen aus einem burda -Heft der Siebziger Jahre. Das Banalste, was man an diesem Tag sagen kann, ist, dass es zu warm für die Jahreszeit ist, und das sage ich jetzt. "Der Vormärz, sozusagen", antwortet Paul, und das ist noch das Geistreichste, was man an diesem Tag sagen kann. 16 Grad Celsius im frühen Februar. Ist das ein Geschenk? Die meisten Menschen haben sich darauf geeinigt, es als Wunder der Natur zu sehen und denken, sie müssen diese Tage nützen. Fährt man zu welchem Ausflugslokal auch immer, gleicht es einem Fußballplatz. Karawanen von Familien taumeln über die graugrünen Wanderwege und schieben betäubt ihre Kinderwagen vor sich her. Da, wo Schnee liegen sollte, gähnt die Wintererde vor sich hin. Die Natur macht einen grantigen Eindruck, zu Recht, man hat sie zu früh geweckt. Das Gezwitscher wird den Vögeln bald vergehen, wenn sie mit kalten Füssen auf dem wieder gefrorenen Märzboden herumhüpfen und einsehen müssen, dass sie einem letztklassigen Trick aufgesessen sind. Es ist noch nicht Ostern. Als wir den Bauernhof erreichen, der auch ein Ausflugsziel ist, schlichtet eine alte Frau Holz auf einen riesigen Stapel. Es türmt sich zu riesigen Haufen, weil seit Wochen niemand heizt. Die Alte kichert vor sich hin. Sie trägt vier Wollwesten in Schichten übereinander und Handschuhe. Es ist ja Februar. Die Wärme hat auch sie aus dem Winterschlaf gerissen. Wir drehen um und fahren nach Hause. Wenn man die Rollos herunterzieht, ein gutes Buch liest und vielleicht ein Bier dazu trinkt, kann man diesen Februartag, an dem die Welt klimatechnisch aus den Fugen geraten ist, möglicherweise retten. derStandard/rondo/8/2/02