Wien - Eine Minderung der Lohnnebenkosten und eine Steuersenkung für 2003 fordert der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, Christoph Leitl. In einem ersten Schritt sollten standortbezogene Steuern gesenkt und erst in einem zweiten Schritt Lohn- und Einkommenssteuern reduziert werden, sagte Leitl in einer Pressekonferenz. Leitl sieht in der Senkung der Steuer- und Abgabenquote eine geeignete Maßnahme zur Bekämpfung der rasch um sich greifenden Schattenwirtschaft. "Die Schwarzarbeit wächst in Österreich zwei- bis dreimal schneller als die reguläre Wirtschaft", sagte Leitl. Der Großteil der Pfusch-Nachfrage komme aus dem privaten Bereich, etwa 40 Prozent aus dem gewerblichen Sektor. Finanzielle Anreize schaffen In Hochsteuer-Ländern wie Österreich gelte es, finanzielle Anreize zu schaffen, damit nicht am Fiskus vorbeigearbeitet wird, zumal Österreichs Steuerquote mit 45,5 Prozent deutlich über dem EU-Durchschnitt von 41,7 Prozent liege. "Zur Beseitigung der Schwarzarbeit ist es notwendig, die Ursachen und nicht die Symptome zu bekämpfen", so Leitl. Der Wirtschaftskammerpräsident wies auf eine Studie des Linzer Wirtschaftsprofessors Friedrich Schneider hin, wonach allein im vergangenen Jahr rund 22 Mrd. Euro (rund 303 Mrd. S) im Pfusch erwirtschaftet wurden, was rund einem Zehntel der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung (BIP) entspricht. Dem Staat entgingen dadurch jährlich bis zu sieben Mrd. Euro an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Als Maßnahmen zur Reduzierung der Schwarzarbeit verlangt Leitl neben einer Attraktivierung der legalen Arbeit durch Steuer- und Abgabensenkungen auch die Bindung der Wohnbauförderung an die Vorlage von Dienstleistungsrechnungen. Mit so genannten Haushaltsschecks könnten "inoffizielle" Arbeitsverhältnisse in privaten Haushalten legalisiert werden. Für Renovierung und Reparatur von Privatwohnungen sollte man einen reduzierten Mehrwertsteuersatz von zehn Prozent prüfen. (stro, ute; Der Standard, Printausgabe, 08.02.02)