Washington/London - Die Analyse von mehreren tausend
verschiedenen Eiweiß-Substanzen im Blut könnte eventuell eine neue
Möglichkeit für die frühe Diagnose von Eierstockkrebs bieten. Das
geht aus einer wissenschaftlichen Arbeit hervor, die am Freitag
früh von der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet"
elektronisch freigegeben wurde. Die eigentliche Veröffentlichung in
dem Journal wird erst am 16. Februar erfolgen.
Erkennung im Frühstadium
"Neue Techniken zum Entdecken von Eierstockkrebs im frühen Stadium
sind dringend notwendig. Die Krankheit wird oft erst in einem späten
Stadium erkannt. Dann beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate nur noch
etwa 35 Prozent", teilte die Fachzeitschrift mit.
Die US-Wissenschafterin Jennifer Michalowski vom Nationalen
US-Krebsinstitut (NCI) und ihre KollegInnen entwickelten deshalb eine
Methode auf der Basis der so genannten Massenspektroskopie, mit der
man wie in einer Art "Schnappschuss" mit einem Schlag tausende
Proteine nach ihrer Größe und ihrer elektrischen Ladung sortieren,
also bestimmen, kann. Die ExpertInnen verwendeten zusätzlich noch ein
Computerprogramm, das in Anlehnung an "artificial intelligence"
entwickelt worden war.
Die ersten Ergebnisse - allerdings bloß in der Untersuchung von
Blutproben im Nachhinein: Mit der Methode konnten alle von 50 Frauen
in einem Blindversuch erkannt werden, welche bestätigt an der
bösartigen Erkrankung litten. Auch darunter befindliche 18 Frauen,
bei denen die Krankheit glücklicherweise im Frühstadium entdeckt
worden war, wurden mit dem neuen Verfahren entdeckt. Unter 66 Frauen,
die keine bösartige Erkrankung hatten, gab es 63 Befunde, die das
bestätigten.
Hohe Treffsicherheit
Somit wiesen die Untersuchungen eine Sensitivität (Fähigkeit zur
Entdeckung der Krankheit bei wirklich Betroffenen) von 100 Prozent
und eine Spezifität (Fähigkeit zum Ausschluss einer bösartigen
Erkrankung) von 95 Prozent. Letzteres bedeutet umgekehrt, dass nur
bei fünf Prozent der Gesunden ein zunächst falsch positiver
(krankhafter) Befund auftauchte.
Allerdings handelt es sich erst um vorläufige Resultate, die zur
Entwicklung einer echten anwendbaren Diagnosemethode noch mehrfach
und in viel größerem Maßstab bestätigt werden müssen. Gerade bei
solchen Verfahren kommt es auf eine möglichst große Zuverlässigkeit
an. (APA)