Inland
Medizinische Fakultäten werden eigenständige Universitäten
Gemeinsames Dach mit "Mutteruniversität" soll aber bleiben
Wien - Die Umwandlung der Medizinischen Fakultäten in Wien,
Graz und Innsbruck in eigenständige Medizinische Universitäten
scheint so gut wie sicher zu sein. Bei Beratungen zwischen Beamten
des Bildungsministeriums mit Rektoren und Dekanen der drei Standorte
konnte in den Hauptanliegen Einigkeit erzielt werden: Die
Medizin-Fakultäten werden selbstständige Medizin-Universitäten mit
eigener Rechtspersönlichkeit, bleiben aber mit ihren
"Hauptuniversitäten" unter einem gemeinsamen Dach. Die definitive politische Entscheidung wird von Bildungsministerin
Elisabeth Gehrer (V) bei der Ausarbeitung des Gesetzesentwurfs für
die Uni-Reform gefällt. In einem Gespräch mit der APA hatte sie
vorbehaltlich einer endgültigen Entscheidung bereits einen "Trend" zu
eigenständigen Medizin-Unis festgestellt.
Erklärung der Dekane
In einer gemeinsamen Erklärung haben sich am Freitag die Dekane
aller drei Medizin-Fakultäten für eigenständige Medizinische
Universitäten ausgesprochen. Die Besonderheit der Verbindung von
Lehre und Forschung mit der Krankenversorgung erfordere eine starke
Rechtsstellung gegenüber den für die Universitätskliniken
mitzuständigen Krankenanstaltsträgern, die nur in Form einer eigenen
Rechtspersönlichkeit möglich sei, hieß es in der Aussendung.
Gleichzeitig sollten aber die Gemeinsamkeiten mit der jeweiligen
Mutteruniversität nicht aufgegeben, sondern an allen drei Standorten
in Form einer Dachorganisation wahrgenommen werden, betonen die
Medizin-Dekane Wolfgang Schütz (Wien), Helmut Wurm (Graz) und Hans
Grunicke (Innsbruck). Auf diese Weise sollten übergreifende Studien
wie das Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft oder das
Diplomstudium der Molekularbiologie und Universitätslehrgänge
errichtet werden. Ebenso geplant sind das Betreiben gemeinsamer
interdisziplinärer Institute wie Ethik in der Medizin oder
Medizinrecht und universitätsübergreifende Forschung etwa mit
verwandten naturwissenschaftlichen Disziplinen.
Bestätigt wurde diese Position auch aus dem Bildungsministerium.
Demnächst würden auch die nötigen Gespräche mit den
Krankenanstaltsträgern beginnen.
Als selbstständige Universitäten hätten die Medizin-Unis die
gleichen Leitungsstrukturen wie sie für alle anderen Unis auch
geplant sind, also Rektor, Senat und Universitätsrat. Und sie würden
eigene Leistungsvereinbarungen mit dem Ministerium ausverhandeln und
ein eigenes Budget bekommen.
Bedingungen des Ministeriums
Zwei Voraussetzungen gab es seitens des Ministeriums für die
Entlassung der Mediziner in eigene Universitäten: Die Trennung müsse
kostenneutral sein, und es müsse eben ein gemeinsames Dach mit der
jeweiligen Universität bestehen. Klar ist, dass eine herkömmliche
Holding-Lösung nicht geeignet ist, weil beide Teile keine
Kapitalgesellschaften sind. Vorstellbar wäre aber eine
holdingähnliche Konstruktion. Dafür müsste ein Rat zur Koordinierung
eingerichtet werden, der Fragen klärt, die beide Universitäten
betreffen und wo es einer gemeinsamen Gestaltung bedarf, etwa über
Studienangelegenheiten. Diese Einrichtung soll tatsächlich Sinn haben
und konkrete Entscheidungen treffen können.
Eine weitere Voraussetzung ist, dass nicht andere Fächer wie
Pharmazie oder Ernährungswissenschaften in die Eigenständigkeit
mitgenommen werden. (APA)