Wien - Kein Grund zum Aufatmen für Österreichs Arbeitnehmer. Während die Industrie derzeit einen positiven "Konjunkturwendepunkt" ausmacht, gibt es für sie kein Licht am Ende des Tunnels. Laut einer vom Arbeitsmarktservice (AMS) bedeckt gehaltenen sozialwissenschaftlichen Studie könnte sich die Arbeitslosenquote bis 2005 auf 7,2 Prozent (2002-Prognose: 6,6 Prozent) erhöhen. Im Detail betrachtet, werde das Risiko, keinen Job mehr zu haben, dann vor allem in Wien (Quote: 9,1 Prozent) und in Kärnten (9,4 Prozent) überdurchschnittlich hoch sein, heißt es in der dem Standard vorliegenden Arbeitsmarktprognose. Der Hintergrund dieser pessimistischen Vorschau: Bis 2005 soll es zu einer Zunahme von 26.500 unselbstständigen Arbeitskräften am Arbeitsmarkt kommen. Und parallel dazu werden die Unternehmen versuchen, betriebliche Auslastungsschwankungen durch einen höheren Anteil an Teilzeitarbeitsplätzen, statt mit Vollzeitjobs, auszugleichen. Die neu geschaffenen Arbeitsplätze werden nicht zahlreich genug sein, um das zusätzliche Arbeitskräfteangebot aufzufangen, meinen die Sozialwissenschafter. Alarm Kein Wunder, dass der Sozialsprecher der Grünen, Karl Öllinger, bei solch einem Zukunftsszenario Alarm schlägt. Auf Standard-Anfrage kritisiert er vor allem, dass trotz der bereits bestehenden prekären Situation am Arbeitsmarkt Gelder, die für eine aktive Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden könnten, anderweitig abgeschöpft werden. Öllinger attackiert dabei vor allem Finanzminister Karl-Heinz Grasser und dessen "Loch auf, Loch zu"-Politik. So habe Grasser aus dem Arbeitslosenversicherungstopf im Vorjahr immerhin den Brocken von 11,3 Mrd. S als Bundesbeitrag für die Pensionsversicherung herausgeholt. Heuer werde Grasser dort sogar 15,5 Mrd. S abräumen, 2003 sei mit einem voraussichtlichen Abgang von 13 Mrd. S zu rechnen. Gleichzeitig bleibt aber der Notgroschen des AMS in Höhe von 1,5 Mrd. S "eingefroren" und kann heuer nicht für Aktivmaßnahmen des AMS zum Einsatz kommen. Öllinger geht nun davon aus, dass auch dieses dringend benötigte Geld "den Begehrlichkeiten Grassers zum Opfer fallen wird", nachdem dieser in den letzten Monaten mehrfach Anspruch darauf erhoben hatte. Bleibt es bei dem vom AMS für 2002 prognostizierten Anstieg der Arbeitslosigkeit um 19.000 Menschen auf 221.000 und bei einer Arbeitslosenquote 6,6 Prozent einerseits und dem - lediglich in Vorjahreshöhe bereit stehenden - AMS-Budget von 603 Mio. € (8,3 Mrd. S), befürchtet Öllinger heuer außerdem einen extrem hohen AMS-Abgang "in Höhe von neun Milliarden Schilling", nach einem Defizit von 4,1 Mrd. (2001). Vom AMS war dazu keine Stellungnahme zu erhalten. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Printausgabe 9.2.2002)