Frank ist nicht so berühmt wie das Murmeltier, doch auch er grüßt täglich. Ein rascher Blick auf die um den Hals hängende Akkreditierung, im Fachjargon "Hundemarke" genannt, und schon kommt Frank ein "Hey Fritz, good to have you here" über die Lip- pen. Jeden Morgen, ganz locker.

Nicht nur einmal, nicht nur "Fritz", sondern ein paar Hundert Mal und "Peter", "Paul" und "Mary" und so weiter. Bei Frank muss jeder stehen bleiben, der ins MMC (Main Media Center) der Olympischen Spiele will, Frank schiebt vor einem Zelt neben dem riesigen, für Olympia errichteten Gebäude Dienst.

In dem Zelt warten zwei Metalldetektoren und fünf US-Army-Soldaten, alles und jeder wird durchleuchtet, Taschen müssen ausgeräumt und Laptops aufgedreht werden, da kann sich draußen bei Frank schon eine Schlange ums Gebäude bilden.

Frank ist seit der Geburt in Salt Lake City daheim und seit zwei Jahren in Pension, er überlegte nicht lange, als der Aufruf kam, jetzt ist er einer von 23.000 Freiwilligen, die den Spielen dienen. Mehr als 50.000 meldeten sich, Frank war einfach nur schneller als viele andere. Immerhin hat er eine vergleichsweise angenehme Schicht erwischt, die "Nachtwächter" frieren mehr und haben weniger Abwechslung.

Gepflegtes Aussehen

Die Stadtväter haben die Freiwilligen zu "Repräsentanten der USA" ernannt und ihnen eingetrichtert, sie mögen nie die gute Laune verlieren. Bei der Bearbeitung der Bewerbungen war "gepflegtes Auftreten" das wichtigste Kriterium, gerade einmal kleine Ohrringe gehen durch, Piercings oder Tätowierungen sind den "Volunteers" streng untersagt, wo kämen wir da hin! Immerhin ist die Haarlänge nicht vorgeschrieben, sie sollte aber "den Augenkontakt mit den Gästen erlauben".

Skier from Austria

Weibliche Hilfskräfte sind angehalten, Make-up dezent aufzutragen, und sowieso abschminken können sich alle das Kaugummikauen - freilich ist da schon die Frage, wer denn die Kontrollore kontrolliert.

Diejenigen Freiwilligen, an denen berühmte Sportler vorbeikommen, sollen nur ja nicht um Autogramme und Fotos schnorren. Stephan Eberharter, sowieso ein lockerer Kampel, ist bei der Akkreditierung auch insofern entspannt geblieben, als er gemerkt hat, dass die drei Damen dort nicht etwa auf ein Bild mit ihm wollten, weil er der Stephan Eberharter ist. Sondern weil sie wirklich jeden ablichten, der ihnen unterkommt. Und nach den Spielen wird dann ein Album mit dem Titel "Olympics 2002" angelegt, und irgendwo mittendrin wird Stephan Eberharters Bild auftauchen: "Skier from Austria". Die Damen haben sich nämlich erkundigt nach seinem Tun und der Herkunft, nur der Name war ihnen egal.

(DER STANDARD, PRINTAUSGABE 9./10. 2. 2002)