Film
Mira Nair übt Kritik am US-Kulturimperialismus
Indische Regisseurin zieht "Bollywood" Hollywood vor
Berlin - Die indische Regisseurin und Vorsitzende
der Berlinale-Jury, Mira Nair, wünscht sich, dass US-Filme sich nicht
überall auf der Welt durchsetzen. Die so genannten "Bollywood"-Filme
aus Indien aber auch deutsche und europäische Filme hätten
Besonderheiten, die nicht verloren gehen sollten, sagte sie in Berlin
in einem Interview mit Reuters-TV, das am Freitag veröffentlicht
wurde. Die farbenfrohen "Bollywood"-Filme seien sehr extravagant und
melodramatisch, sagte Nair, deren neuer Film "Monsoon Wedding" bei
einer Sonderaufführung der Berlinale gezeigt wird. "Ich hoffe, dass
diese Besonderheiten, dieses Fantastische nicht dadurch verloren
geht, weil das der Westen von uns verlangt." Dies gelte auch für das
deutsche und europäische Kino. "Nicht, weil das amerikanische Kino
nicht interessant wäre: Sondern weil ich wirklich denke, dass die
Dynamik einer Kultur von ihren besonderen Ausdrucksformen abhängt -
und nicht davon, wie die anderen zu werden."
Indien widersteht Hollywood
Indien sei das einzige Land, das Hollywood widerstehe. Ein
US-Film wie "Jurassic Park" habe es dort sehr schwer, auf die
Leinwand zu kommen, wenn gleichzeitig große "Bollywood"-Filme laufen:
"Das passiert nirgends sonst. Es ist interessant, dass der
Kultur-Imperialismus, an den wir uns überall auf der Welt gewöhnt
haben, in Indien einfach nicht existiert. Es ändert sich, aber er
wird niemals bestimmend sein, weil unser Kino und unsere Zuschauer an
unsere eigenen Sachen gewöhnt sind." Sie hoffe auch, dass die
Bollywood-Filme sich nicht westlichen Filmen angleichen: "Das wäre
sehr schrecklich".
Nairs Komödie "Monsoon Wedding" schildert eine arrangierte
indische Hochzeit. Mit dem Film gewann sie vergangenes Jahr als erste
Frau einen "Goldenen Löwen" beim Filmfest in Venedig. "Monsoon
Wedding" gilt auch als aussichtsreicher Film für eine
Oscar-Nominierung in diesem Jahr. Nair war 1988 mit "Salaam Bombay"
international bekannt geworden, zu ihren weiteren Kinofilmen gehören
"Mississippi Masala" und "Kama Sutra". Am 18. April kommt "Monsoon
Wedding" in die deutschen Kinos. Ihr jüngstes Werk "Hysterical
Blindness" drehte sie mit Hollywood-Schauspielerin Uma Thurman. (APA/Reuters)