Gaza - Offenbar aus Vergeltung für palästinensische Gewalttaten hat die israelische Armee am Sonntagabend eine Serie von Angriffen auf palästinensische Ziele im Gazastreifen geflogen. Bei Angriffen auf Gaza und den Norden des Gazastreifens wurden mehr als 30 Menschen verletzt. Darunter waren Zivilisten und nach UNO-Angaben auch zwei Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Zuvor hatten zwei palästinensische Attentäter in Südisrael zwei Israelis getötet, bevor sie selbst von Sicherheitskräften erschossen wurden. Der israelische Regierungschef Ariel Sharon machte Palästinenserpräsident Yasser Arafat persönlich für den Anschlag verantwortlich. Bei einem Angriff von F-16-Kampfflugzeugen auf das Gelände des Hauptquartiers von Arafat wurden nach Krankenhausangaben mindestens 22 Menschen verletzt. Nach Angaben des UNO-Sondergesandten für den Nahen Osten, Terje Roed-Larsen, waren auch zwei UNO-Mitarbeiter unter den Verwundeten. Das Gebäude der Marinepolizei wurde komplett zerstört. Die Kommandozentrale der Leibgarde Arafats, der Force 17, wurde schwer beschädigt. Auf dem Gelände brach nach Angaben palästinensischer Sicherheitskräfte Chaos aus. Menschen eilten in Krankenhäuser, um ihre Angehörigen zu suchen. Bei einem Raketenangriff auf eine metallverarbeitende Firma im Flüchtlingslager Jabalya wurden mindestens acht Menschen verletzt, wie palästinensische Sicherheitskräfte und Krankenhäuser mitteilten. Kurze Zeit später feuerten Kampfhubschrauber mindestens zwei Raketen auf eine weitere Metallfirma in Beit Lahia ab. Angaben über Verletzte lagen zunächst nicht vor. Israel hat schon in der Vergangenheit solche Betriebe angegriffen, weil es vermutet, dass dort auch Mörsergranaten hergestellt werden. Auf Anschlag folgt Vergeltung folgt... Offenbar handelte es sich um eine Vergeltungsaktion für ein palästinensisches Attentat mit vier Toten in Bersheba in Südisrael. Dort hatten zwei palästinensische Angreifer das Feuer auf ein Restaurant nahe des Eingangs des Südkommandos der Armee eröffnet und dabei eine Frau und einen Mann getötet. Bei den Toten handelte es sich offenbar um Soldaten. Die beiden Attentäter wurden von Sicherheitskräften erschossen. Außerdem hatten Palästinenser am Sonntag vom Gazastreifen aus erstmals auf israelisches Territorium gefeuert. Zwei Raketen mit einer Reichweite von zehn Kilometern schlugen auf einem Acker in der Negev-Wüste ein, es wurde niemand verletzt. Israel hatte zuvor aber davor gewarnt, ein Einsatz solcher Waffen werde als ernste Eskalation und als neues Niveau in dem Kampf betrachtet werden. Am Abend beriet Ministerpräsident Ariel Sharon mit seinem Sicherheitskabinett über ein Reaktion auf die Angriffe. Arafats Berater Nabil Abu Rudeina verurteilte den Angriff auf Gaza und warf Sharon vor, den Friedensprozess sabotieren zu wollen. "Wir rufen die USA auf, die israelische Aggression schnell zu stoppen", sagte er. Andernfalls werde eine "große Explosion der Gewalt" folgen. (APA/dpa/AP)