New York - John Taylor, zurzeit Staatssekretär im US-Finanzministerium, ist nach einer Umfrage unter einflussreichen US-Ökonomen Favorit für die Nachfolge von Alan Greenspan als Chairman der US Federal Reserve. Im Rahmen der Februar-Umfrage von Blue Chip Economic Indicators nannten 40,5 Prozent von 52 Befragten Taylor, der damit einen deutlichen Vorsprung vor anderen möglichen Kandidaten hatte. Der Präsident der New Yorker Fed, William McDonough, kam mit 18,9 Prozent Stimmenanteil auf dem zweiten Platz. Wenngleich der 76-Jährige Greenspan bis zum Ende seiner mittlerweile vierten Amtszeit im Juni 2004 die Geschicke der US-Notenbank weiter leiten wird, haben Spekulationen über einen Nachfolger zuletzt deutlich zugenommen. Allerdings müsste sich der designierte Nachfolger vielleicht sogar noch bis Januar 2006 gedulden, denn erst dann läuft auch Greenspans Mitgliedschaft im Board der Federal Reserve aus. Einige Beobachter wollen nicht ausschließen, dass Greenspan deswegen noch einmal eine verkürzte fünfte Amtszeit erhalten wird. "Taylor-Regel" Taylor, ein international bekannter Wirtschaftswissenschaftler, der im Treasury die internationale Abteilung leitet, orientiert sich im Gegensatz zu Greenspan im wesentlich stärkeren Maße an geldpolitischen Regeln. So ist er auch vor allem durch die so genannte "Taylor-Regel" bekannt geworden, mit deren Hilfe sich Zinsänderungen einer Notenbank anhand der Inflations- und Wachstumsentwicklung herleiten lassen. Greenspan dagegen hat Geldpolitik immer als einen Prozess gesehen, der weniger anhand von formalisierten Regeln bestimmt wird, was in einigen Kreisen jedoch starke Kritik hervorgerufen hat. Dennoch verweisen viele Beobachter darauf, dass die Fed-Politik der vergangenen Jahre nicht unbedingt intransparent gewesen sei, da zinspolitische Änderungen in vielen Fällen frühzeitig an den Märkten eingepreist worden seien. (APA/vwd)