Inland
Erneut Probleme bei Einhebung der Gebühr
Hauptverbands- Geschäftsführer Probst: System zu kompliziert - Waneck widerspricht
Wien - Die Ambulanzgebühr sorgt weiter für Probleme, bei der
Einhebung kommt es zu Verzögerungen. Derzeit liegen erst die Daten
bis Ende Oktober 2001 vor, für das letzte Quartal gibt es noch keine
Daten, teilte der Geschäftsführer des Hauptverbandes der
Sozialversicherungsträger, Josef Probst, am Montag im
Radio-"Morgenjournal" mit. Man werde nun noch bis Ende Februar
zuwarten und das Geld für die später einlangenden Daten dann erst im
nächsten Quartal einheben. Die Krankenkassen müssen somit länger auf
die Einnahmen aus der Gebühr warten. Als Grund für die Verzögerung führte Probst an, dass das System
der Einhebung "ziemlich kompliziert" sei. Die Spitäler müssen die
Daten an die Krankenkassen weiterleiten und diese dann an den
Hauptverband, dort werden sie abgeglichen und an die Kassen
zurückgeschickt, die dann die Vorschreibungen an die Patienten
vornehmen. Von den Spitälern kämen die Daten nur "schleppend",
erläuterte Probst. Es gebe auch "nachträglichen Erklärungsbedarf",
weil die Menschen die Gebühr erst nachträglich vorgeschrieben
bekommen.
Auch die Einnahmen aus der Gebühr bleiben unter den Erwartungen.
Im ersten vollen Quartal, jenem von Juli bis September, wurden
1.072.000 Besuche verzeichnet. Die 569.000 Patienten müssen nun
insgesamt 13,23 Mill. Euro (182 Mill. Schilling) berappen. Rechnet
man das auf das ganze Jahr hoch, käme man auf 52,92 Mill. Euro (728
Mill. S) und bliebe deutlich unter den anfangs angepeilten 72,7 Mill.
Euro (1 Milliarde Schilling).
Waneck kritisiert Probst
Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck (F) sieht
den "Erfolg des Lenkungseffektes" der Ambulanzgebühren bestätigt.
Wenn die Einnahmen unter den Erwartungen liegen, "so bedeutet dies,
dass weniger Menschen die Ambulanzen frequentiert haben als bisher:
Der Lenkungseffekt greift", sagte Waneck am Montag in einer
Aussendung. Die vom Geschäftsführer des Hauptverband, Josef Probst,
kritisierten Problem bei der Einhebung der Gebühr kann Waneck nicht
nachvollziehen. Die Kritik von Probst richte sich gegen sich selbst.
Bei den so genannten kleinen Kassen würden ähnliche Verfahren der
Einhebung seit Jahrzehnten problemlos und unaufgeregt funktionieren.
Abgesehen davon sei der Hauptverband im Rahmen der Selbstverwaltung
bereits mehrmals dazu aufgefordert worden klare, verständliche und
einheitliche Einhebungsrichtlinien zu erlassen, sagte Waneck.
Die Ersparnis durch den rückläufigen Besuch der teuren
Spitalsambulanzen würde die Mindereinnahmen durch weniger
Behandlungsbeitrag mehr als ausgleichen, meinte Waneck. Dies sei
schließlich die Hauptintention für die Ambulanzgebühr gewesen. (APA)