IT-Business
Walter Hewlett präsentiert sein Anti-Fusions-Konzept
HP soll sich auf seine "Kronjuwelen" konzentrieren - Reaktion: "Marktschreierische Binsenwahrheiten"
Walter Hewlett, ältester Sohn des
Hewlett-Packard-Gründers William, hat in einem Interview mit dem "Wall
Street Journal
" erstmals konkret zu seinen
Zukunftsplänen mit
HP
Stellung bezogen. Der 57-jährige
ist neben anderen Mitgliedern seiner und der Packard-Familie ein scharfer
Kritiker der Fusion mit Compaq. Die beiden Familien halten rund
18 Prozent an HP. Hewlett wird dagegen stimmen und hat die Aktionäre in
Briefen dazu aufgefordert, ihr Stimmrecht an ihn abzugeben. Sein Programm
sieht eine Stärkung der seiner Meinung nach "Kronjuwelen" HPs, Drucker
und Bildberabeitung, einen schrittweisen Rückzug aus dem PC-Geschäft
sowie den Rücktritt von CEO Carly Fiorina vor.
"Was HP braucht, ist Spezialisierung,
nicht Breite"
Grundsätzlich nennt er die Fusion einen "Fehler, der das Unternehmen auf
den falschen Weg" führen werde. "Was HP braucht, ist Spezialisierung,
nicht Breite."Laut Hewlett handle es sich hier um eine Fusion zwischen
verfeindeten Rivalen, so als wolle man versuchen Athen und Sparta unter
einen Hut zu bringen. Wenn die HP-Aktionäre am 19. März die Fusionspläne ablehnen, könnte
der Vorstand des Konzerns zurücktreten, eine Aktion, die nach Hewletts
Ansicht aber nicht notwendig ist. Auf der Aktionärsversammlung werde
lediglich die strategische Richtung bestimmt und nicht über den Vorstand
befunden. Kein gutes Haar lässt er allerdings an Fiorina. Da sie die
Fusion zu ihrem persönlichen Projekt gemacht habe, sollte sie im Falle
einer Abstimmungsniederlage zurücktreten. Prinzipiell merkte er in
Richtung Fiorina an, HP brauche einen "erfahrenen CEO, nicht jemanden,
der das Handwerk erst lernen muss." Die HP-Chefin war zuletzt bei Lucent
als leitende Angestellte im Verkauf tätig.
Fördern?
Laut Hewletts Vorstellungen sind die Sparten Drucker und Bildbearbeitung
die profitabelsten Bereiche des Unternehmens, die es zu fördern gelte.
Daneben sollte HP mehr Gewicht auf das Geschäft mit Software und Beratung
legen. Er könnte sich beispielsweise einen zweiten Anlauf vorstellen, die
Consulting-Sparte von PricewaterhouseCoopers zu übernehmen. Die gepante
Übernahme war im Herbst 2000 abgebrochen worden.
Die Pläne Walter Hewletts stoßen erwartungsgemäß nicht nur auf
Zustimmung. HP-Vorstandsmitglied George Keyworth, ein Fusionsbefürworter
und HP-Urgestein, kritisiert die Äußerungen Hewletts als
"marktschreierische Binsenwahrheiten". Hewlett-Packard könnte ohne eine
starke PC-Sparte seine Geschäftsbereiche Drucker und Bildbearbeitung gar
nicht ausbauen. Aus dem PC-Geschäft auszusteigen, würde überdies weit
mehr als die nach der Fusion mit Compaq veranschlagten 15.000
wegfallenden Jobs kosten.(pte)