Belgrad - Die von der "Allianz für den Wandel" angeführte Opposition will ihre Proteste gegen das Regime des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic trotz erster Konfrontationen mit der Polizei fortsetzen. "Wir werden morgen denselben Weg wählen", hatte Allianz-Führer Zoran Djindjic Mittwoch Abend bei der abschließenden Kundgebung im Zentrum von Belgrad erklärt. Zuvor waren bei einer Schlacht mit der Exekutive 20 Personen, darunter drei Polizisten, verletzt worden. Rund 10.000 von insgesamt 30.000 Demonstranten hatten versucht, zur Residenz Milosevics im Nobelviertel Dedinje vorzudringen. Die Teilnehmerzahl lag deutlich höher als an den vorangegangenen acht Tagen. Vorerst war unklar, ob das betont harte Eingreifen der Polizei den Anlass für ein Demonstrationsverbot liefern, oder bloß die Lust an Protestmärschen nach Dedinje eindämmen sollte. "Wir werden die Nerven des Regimes jeden Abend auf die Probe stellen", erklärte Djindjic. Der "brutale Einsatz gegen friedliche Demonstranten" zeige "dass Milosevic am Ende ist und die Kontrolle vollständig verloren hat", sagte der Chef der Demokratischen Partei. In Belgrad gehen die Menschen seit vergangenem Dienstag gegen Milosevic auf die Straße. "Ernsthafte Sorge" in Moskau Russische Diplomaten verurteilten die gewaltsame Auflösung der Demonstration, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax. Der Vorfall habe in Moskau "ernsthafte Sorge" ausgelöst, hieß es. Zugleich wurde den Demonstranten vorgeworfen, Druck auf die Belgrader Führung auszuüben. Erstmals seit vielen Jahren sind Donnerstag Vormittag Vertreter führender Oppositionsparteien - neben "Allianz" und Serbischer Erneuerungsbewegung waren auch Vojvodina-Ungarn und Sandschak-Moslems vertreten - wieder zusammengetroffen. Thema des Gesprächs hinter verschlossener Tür soll die Festlegung gemeinsamer Forderungen bezüglich der Wahlbedingungen sein. Die Allianz-Führer sind auch um eine politische Einigung bemüht. Die SPO lehnt die Teilnahme an Oppositionsprotesten hingegen entschlossen ab. Es wird vermutet, dass auf SPO-Führer Vuk Draskovic seitens der Regierung ebenfalls Druck ausgeübt wird, zu den Demonstrationen ein klares "Nein" zu sagen. (APA)