Wien - Der am Neuen Markt notierte steirische Leiterplattenhersteller AT&S hat in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2001/02 (per Ende März) ein negatives Betriebsergebnis (EBIT) von 3,3 Mill. Euro (45,4 Mill. S) verbucht, im Vorjahr lag das EBIT noch bei 36,1 Mill. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank von 57 Mill. Euro auf 25,8 Mill. Euro, teilte das Unternehmen am Dienstag in einer Ad-hoc-Aussendung mit. Das abgelaufene dritte Quartal sei mit einmaligen Schließungskosten von 16 Mill. Euro geprägt gewesen, hieß es weiter. Exklusive Restrukturierungskosten sei trotz der Anlaufkosten in China und trotz eines "gesamtwirtschaftlich sehr schwierigen Umfelds" ein positives EBIT von 12,7 Mill. Euro erzielt worden. Umsatzrückgang Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten 2001/02 um 8,9 Prozent auf 204,1 Mill. Euro, die Bruttogewinnmarge sank von 22,7 Prozent auf 14,7 Prozent. Das Ergebnis je Aktie sank von 0,9 Euro auf minus 0,14 Euro, exklusive Restrukturierungskosten lag das Ergebnis je Aktie bei plus 0,24 Prozent. Die EBIT-Marge sank in den ersten drei Quartalen von 16,1 Prozent auf minus 1,6 Prozent, exklusive Restrukturierungskosten lag sie bei plus 6,2 Prozent. Die EBITDA-Marge sank von 25,4 Prozent auf 12,7 Prozent, exklusive Restrukturierungskosten waren es 20,5 Prozent. Vorerst noch keine Erholung am Leiterplattenmarkt Der steirische Leiterplattenproduzent AT&S muss sich bis zur Belebung des Telekommunikationsmarktes noch in Geduld fassen. Nach dem am Dienstag veröffentlichten Quartalsbericht ist es nach einem positiven Auftrags-Trend im Oktober und November vergangenen Jahres zuletzt zu einer "neuerlichen Verlangsamung" der Ordereingänge gekommen. Trotz der negativen Ergebnisse äußerte sich das Management in Wien vor Journalisten nahezu euphorisch: Der in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahrs erzielte Rückgang des Umsatzes von nur 9 Prozent sei "sehr erfreulich", das Ergebnis sei "beeindruckend und nahezu einmalig". Die Börse scheint die Wertung der AT&S-Vorstände Willi Dörflinger und Harald Sommerer (Finanzen) zu teilen: Das Papier legte bis um 13.00 Uhr um etwa 7 Prozent auf 12,00 Euro zu. Umsatzausfall und Werkschließung Der erwartete Umsatzrückgang sei zum größten Teil auf den Umsatzausfall durch die Schließung des deutschen Werks zurück zu führen, hieß es. Allein bezogen auf die österreichische Produktion würden die Erlöse um lediglich vier Prozent sinken. Dies sei angesichts von Umsatzeinbrüchen um die 40 Prozent etwa in den USA und der Schließung eines europäischen Konkurrenten ein gutes Ergebnis und habe unter dem Strich zu "Marktanteilsgewinnen" geführt, unterstrich Dörflinger. Einen Aufschwung in der Handybranche erwartet AT&S freilich nicht vor Sommer/Herbst dieses Jahres. Im heurigen Jahr sei ein Preisverfall bei den Leiterplatten von 15 bis 20 Prozent zu erwarten, der durch Sparmaßnahmen, Verbesserungen im Produktionsprozess und Mehrabsatz kompensiert werden soll. Generell sei die "Visibilität" nach wie vor gering, unterstrich Sommerer. Zur möglicherweise bevorstehenden börserechtlichen Untersuchung wegen Insiderverdachts erläuterte Sommerer, dass es sich bei dem Stein des Anstoßes - dem Verkauf von 4.000 Aktien Anfang Jänner - um eine langfristig aufgegebene Limit-Order gehandelt habe. Diese sei durch den Höhenflug der Aktie in den ersten Jännertagen ausgelöst worden. Erst danach habe ein wichtiger Kunde das Unternehmen von einer wieder schwächer werdenden Nachfrage unterrichtet - was zu einer Umsatzwarnung geführt habe. Die 145 Mill. Euro teure Investition in ein modernes Leiterplattenwerk in Shanghai/China befindet sich "weitgehend auf Plan", sagte Dörflinger. Zu Jahresende 2002 soll das neue Werk die ersten HDI-Microvia-Platten liefern. Für das Gesamtjahr 2002/03 rechnet AT&S mit einem Umsatzbeitrag von 5 bis 10 Mill. Euro aus dem Reich der Mitte. Im Jahr 2003/04 soll Shanghai bereits etwa 20 Prozent des Gesamtumsatzes von AT&S stellen. (APA)