Wien - Jene Schublade, in der das von Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP) gerade in Auftrag gegebene Konzept zu einer Nutzung der sechs Wiener Flaktürme verstauben wird, ist noch nicht einmal beschriftet - aber schon werden andernorts alte Ordner ausgegraben: Sie sind voller Ideen, was mit den unvergänglichen Relikten der Nazi-Kriegsmaschine im Stadtgebiet geschehen sollen könnte.Wie DER STANDARD berichtete, soll ein Experte für die Lösung unlösbarer Planungsprobleme sich der grauen Riesen annehmen. Dabei wird er sich nicht nur mit dem Streit um die Bebauung des Esterházy-Turmes mit einer Eventfläche befassen müssen und sich Peter Noevers Ideen einer Nutzung des Gefechtsturmes im Arenbergturm widmen, sondern auch ein altes Konzept für ein Museum im runden Turm des Augartens auf den Tisch bekommen. Denn der Bericht im STANDARD hat die Grünen-Gemeinderätin Cecile Cordon an einen - von allen Parteien getragenen - Antrag des Leopoldstätter Bezirksparlamentes aus dem Jahr 1999 erinnert: In trauter Einigkeit forderte der Bezirk den damaligen Wissenschaftsminister Caspar Einem (SP) auf, den Flakturm in die Überlegungen über ein Zeitgeschichtemuseum miteinzubeziehen. Schon damals tobte der Streit um das Palais Epstein. "Es gab von Einem keine Antwort", erinnert sich Cordon. Die Museumspläne, die damals vorlagen, sind bis heute aktuell: Schon 1987 setzte sich die Leopoldstädter Architektin Dietlind Erschen mit den 11.000 m² möglicher nutzbarer Fläche im elfgeschoßigen Gefechtsturm auseinander. Sogar Ideen, wie die - durch die Explosion alter Flak-Munition 1946 entstandenen - Schäden im oberen Bereich in das Konzept integriert werden könnten, hatte Erschen ausgearbeitet. "Man würde das Mahnmal mit Inhalt füllen", ist Cordon von der Museumsidee überzeugt, "und der Augarten liegt im jüdischen Teil Wiens - das hat symbolischen Charakter." Die Kosten des Projektes würden sich heute auf rund 18 Millionen Euro (250 Mio. Schilling) belaufen - und da das Palais Epstein ohnehin nicht mehr als Standort des "Hauses der Geschichte" infrage kommt, sei der Flakturm als Museumsstandort "gar nicht so abwegig". Neue Epstein-Petition In der Debatte um das Palais Epstein, das nach einem Beschluss des Präsidiums des Nationalrates zur Parlamentserweiterung umgebaut werden soll, forderten am Wochenende Leon Zelman, Gustav Peichl und zahlreiche andere prominente Österreicher erneut, diese Entscheidung noch einmal zu überdenken. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.02.2002)