Belgrad - Der wegen Kriegsverbrechen angeklagte ehemalige Militärführer der bosnischen Serben, Ratko Mladic, steht nicht mehr unter dem Schutz der jugoslawischen Armee. Dies sei dem General "unlängst" mitgeteilt worden, sagte eine ranghohe Quelle aus der serbischen Regierung der dpa am Donnerstag in Belgrad. Nach Angaben der Quelle, die nicht genannt werden wollte, hält sich der vom UNO-Kriegsverbrechertribunal gesuchte Mladic weiterhin auf dem Gebiet Jugoslawiens auf. Dem General sei "nahe gelegt" worden, entweder Jugoslawien zu verlassen, oder sich freiwillig dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu stellen. Dies habe Mladic jedoch abgelehnt. An eine gewaltsame Festnahme werde aus innenpolitischen Gründen "vorerst" nicht gedacht. Belgrad sei daran interessiert, gegen wegen Kriegsverbrechen angeklagte Soldaten und Polizisten Prozesse im Land zu führen. An das Tribunal sollten jedoch diejenigen verantwortlichen Politiker ausgeliefert werden, die zusammen mit dem jugoslawischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic angeklagt sind. An erster Stelle für eine Auslieferung stehen der ehemalige jugoslawische Vizeregierungschef Nikola Sainovic und frühere jugoslawische Innenminister Vlajko Stojiljkovic. Dies könnte bis Ende Februar geschehen, heißt es in Belgrader Regierungskreisen. Der jugoslawische Generalstabchef Nebojsa Pavkovic weiß nach eigenen Angaben nichts über den Aufenthaltsort von Ratko Mladic. "Ich weiß nicht, ob er (Mladic) in Serbien ist oder nicht", sagte Pavkovic am Mittwoch einem lokalen TV-Sender in Nis. Pavkovic wies die Behauptungen der Chefanklägerin des UNO-Kriegsverbrechertribunals zurück, wonach Mladic unter Schutz des jugoslawischen Militärs stehe. "Mladic wird von seinen Wächtern geschützt, zu denen seine engsten Mitkämpfer, Verwandte und das Volk auf dem Gebiet gehören, wo er sich aufhält", erklärte Pavkovic. Del Ponte hatte wiederholt behauptet, dass sich Mladic weiterhin in Belgrad befinde. Der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic deutete in den vergangenen Tagen an, dass weitere Auslieferungen an Den Haag bevorstehen könnten. Eine Überstellung von Mladic sei aber "eine andere Sache", warnte er. (APA)