 Pierre et Gilles, Nina Hagen, 1993 |
Wien - Ihre Platten- und Zeitschriftencover, Kinoplakate und
Videoclips zählen längst zum Kanon der zeitgeistigen Populärkultur.
Ab 14. Februar ist das Werk des französischen Künstlerduos
Pierre & Gilles erstmals in Österreich zu sehen. Unter dem Titel
"Arrache mon coeur" präsentiert das Kunsthaus Wien bis 26. Mai ihren
Kitsch-Kosmos aus Herz-Schmerz, Eros, Mythen und Ikonen in 75
Fotoarbeiten der vergangenen drei Jahre.
Monumentale Gold-Ungetüme bis zu
glitzernden Kunststoffwülsten
Seit 25 Jahren arbeitet das schwule Paar zusammen. Gemeinsam
entwerfen sie ihre Szenarien, Pierre fotografiert, Gilles bearbeitet
die vergrößerten Abzüge mit malerischen Techniken weiter. Integraler
Bestandteil der Bilder ist schließlich der Rahmen, mit einer
stilistischen Bandbreite von monumentalen Gold-Ungetümen bis zu
glitzernden Kunststoffwülsten. Die ikonenhaften Arbeiten von Pierre &
Gilles sind glatte Oberflächen ohne Tiefe, zusammengesetzt aus dem
Fundus der Kunstgeschichte und Mythologie ebenso wie aus der Alltags-
und Trashkultur.
Heiliger Antonius mit erigiertem Penis
Schöne Jünglinge als "Ganymed", "David" oder "Merkur" in einer
Mischung aus sozialistischem Realismus und der Ethnographie des 19.
Jahrhunderts, schwülstige Idyllen von Liebespaaren, Matrosen und
Matadore, hinduistische Gottheiten neben einem heiligen Antonius mit
erigiertem Penis und einem dreckverschmierten, tätowierten "Jesus"
inmitten von Bierdosen.
 Pierre et Gilles, Fred - Frédéric Lenfant, 2000 |
Blutiger Teddybär
Das charakteristische unbeschwerte
"poetische" Lebensgefühl der beiden erscheint in ihrer aktuellen
Ausstellung, die erstmals außerhalb Frankreichs gezeigt wird,
allerdings ein wenig umschattet. Ein Bub mit einem blutigen Teddybär
im Arm und ein halb nacktes an einen Baum gefesseltes kleines Mädchen
sollen Albträume aus der Welt der Kindheit illustrieren, düstere
Soldatenbilder und Porträts erzeugen morbide Atmosphäre.
Durchwegs ernste Kunst
Als "Kitsch" wird gemeinhin der Ausdruck eines "unehrlichen"
Gefühls gebrandmarkt. Das Problem dabei ist, wer die Ehrlichkeit der
Gefühle anderer beurteilen will. Pierre & Gilles beteuern jedenfalls,
ihre Kunst sei durchwegs ernst gemein. (APA)