Mensch
Kleinkinder unterscheiden schon zwischen "sinnvoll" und "unnötig"
Nicht jede Handlung ist ihnen ein Nachahmen wert - manches erscheint ihnen zu umständlich
London - Kleinkinder ahmen nicht bedingungslos alles
nach, was Erwachsene ihnen vormachen. Erscheint ihnen eine Handlung
zweifelhaft, wählen sie eine in ihren Augen sinnvollere Alternative
aus, um dasselbe Ziel zu erreichen. Das hat eine Arbeitsgruppe um
György Gergely vom Institut für Psychologie der Ungarischen Akademie
der Wissenschaften in Budapest bei 14 Monate alten Kleinkindern
beobachtet. Sie berichten darüber im britischen Wissenschaftsjournal
"Nature" vom Donnerstag. Die Forscher ließen Kleinkinder eine Erwachsene beobachten, die
auf recht unkonventionelle Art einen Lichtschalter betätigte. Statt
die Hände zu nehmen, schaltete sie das Licht mit der Stirn ein.
Sieben von zehn Kleinkindern ahmten diese Methode zunächst nach, weil
sie ihnen als der beste Weg erschien.
Schlussfolgerungen
Hielt die Frau jedoch eine Decke um ihre Schultern geschlungen, so
dass sie erkennbar keine Hand für den Lichtschalter frei hatte,
knipsten acht von zehn Kleinkindern das Licht mit der Hand an. Diese
Methode sei den Kindern vermutlich sinnvoller erschienen, weil sie
schließlich nichts in den Händen hielten, was sie von deren Gebrauch
abhielt, urteilen die Forscher.
Gergely schlussfolgert, dass die Kleinkinder bereits hinterfragen,
ob eine bestimmte Handlung nötig ist, um ans Ziel zu gelangen.
Scheint dies zweifelhaft und ein anderer Weg sinnvoller, wählen die
Kinder trotz des Vorbilds selbstständig die für sie richtig
erscheinende Handlung aus.
(APA/dpa)