Beit Hanun - Nach dem erneuten Vorstoß der israelischen Armee im Gaza-Streifen hat Palästinenser-Präsident Yasser Arafat bekräftigt, an Friedensbemühungen festzuhalten. Ungeachtet der "militärischen Eskalation" von Seiten Israels fühle er sich weiter dem Frieden verpflichtet, sagte Arafat am Mittwoch. Zuvor war die israelische Armee erneut mit Panzern und Planierraupen in drei palästinensische Ortschaften im Gaza-Streifen vorgerückt. Bei den Razzien wurden nach palästinensischen Angaben fünf Polizisten getötet. Die israelische Armee sprach von einer Reaktion auf den ersten Einsatz von "Kassam 2"-Raketen durch die radikale Palästinenser-Organisation Hamas am Sonntag. 18 Personen festgenommen Drei Polizisten seien getötet worden, als eine Planierraupe ihren Posten in der Ortschaft Deir El Balah im Zentrum des Gaza-Streifens zerstört habe, teilten palästinensische Sicherheitsbeamte mit. In israelischen Militärkreisen hieß es, die Polizisten hätten ihre Waffen auf die Soldaten gerichtet. Zwei weitere Palästinenser-Polizisten wurden nach Angaben der Palästinenser und von Ärzten bei Schusswechseln in Beit Hanun getötet. Ein palästinensischer Polizeisprecher sagte, die Soldaten hätten Häuser in Beit Hanun und Beit Lahia im Norden des Gaza-Streifens nach militanten Palästinensern durchsucht. Nach Angaben der Armee wurden 18 Personen festgenommen. Zehn Panzer verließen Beit Hanun Die Armee zog sich später wieder aus Deir el Balah und Beit Lahia zurück. Palästinensischen Angaben zufolge rückten zwei Panzer am späten Mittwochabend erneut vorübergehend in Deir el Balah ein. Augenzeugen zufolge verließen am Abend zehn Panzer Beit Hanun. Der palästinensische Polizeichef Abdel Rasek el Madjaideh sprach von einer "Wiederbesetzung" des nördlichen Gaza-Streifens. Dadurch würden die laufenden internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe von Israel durchkreuzt. Die USA hatten in einer überraschend scharfen Reaktion auf das israelische Vorgehen in den Palästinenser-Gebieten von einem "kontraproduktiven" Verhalten gesprochen. Raketen Die Vorstöße des israelischen Militärs wurden von der Armee als Reaktion darauf bezeichnet, dass am Sonntag Israel erstmals seit Beginn des Aufstandes Ende September 2000 aus den Palästinenser-Gebieten mit Raketen beschossen worden war. Die Raketen, die eine Reichweite von rund acht Kilometern haben, wurden im Gaza-Streifen abgefeuert und schlugen in Südisrael auf freiem Feld ein, ohne weitere Schäden zu hinterlassen. Der israelische Regierungssprecher Awi Pasner sprach mit Blick auf den Einsatz von "Kassam 2"-Raketen von einer "sehr ernsten Eskalation". Die Palästinenser hätten den Brand entfacht, "und wir löschen ihn". Zuvor hatte Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer gesagt, die Hamas-Bewegung habe mit dem Einsatz der "Kassam 2"-Raketen eine Grenze überschritten. Israelische Soldaten würden gegebenenfalls so lange in den "Sicherheitszonen" bleiben, bis das Risiko eines Beschusses israelischer Städte ausgeschlossen sei. Europäischen Vermittlungsinitiative Die jüngste Eskalation im seit 16 Monaten andauernden Konflikt zwischen den Palästinensern und Israel fällt mit einer neuen europäischen Vermittlungsinitiative zusammen. Am Mittwoch traf der britische Außenminister Jack Straw in Israel ein. bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem israelischen Kollegen, Shimon Peres, sagte Straw, es sei an Arafat, gegen den Terrorismus vorzugehen. Das wäre ein erster Schritt zur Beendigung der Gewalt. Zugleich unterstützte Straw die Schaffung eines palästinensischen Staates. Der deutsche Außenminister Joschka Fischer traf am Mittwoch in Ägypten ein, wo er mit Regierungsmitgliedern zu Gesprächen zusammenkommen soll. Am Donnerstag wird Fischer in Israel und den Palästinenser-Gebieten erwartet. Er soll unter anderem Israels Ministerpräsident Ariel Sharon und Arafat treffen. (APA/Reuters/AP)