Wels - In der Monster-Drogenaffäre in Wels hat die Justiz am Donnerstag einen weiteren Prozess eröffnet. Insgesamt 15 Angeklagten wird Suchtgifthandel in großem Stil vorgeworfen. Der erste Prozess in diesem Zusammenhang mit insgesamt 31 Angeklagten konnte noch nicht abgeschlossen werden, weil der Hauptverdächtige in der Affäre im Vorjahr aus dem Gefängnis geflohen ist und nach seiner Festnahme in den Niederlanden dort noch immer in Auslieferungshaft sitzt. 15 Personen auf der Anklagebank Die Justiz hat die Abwicklung der Verfahren gegen die mutmaßlichen Drogendealer aus zeitlichen und organisatorischen Gründen in zwei "Pakete" geteilt. Nunmehr sitzen 15 Personen - auf der Anklagebank. Der Staatsanwalt wirft ihnen in seiner 116 Seiten umfassenden Anklageschrift die Bildung einer kriminellen Organisation mit dem Ziel des groß angelegten Suchtgifthandels vor. Sie sollen insgesamt mehrere hundert Kilogramm Cannabis, mehr als ein Kilogramm Heroin, zwei Kilo Kokain und mehrere Kilogramm Opium aus den Niederlanden über Deutschland, beziehungsweise aus dem Iran über Italien nach Österreich geschmuggelt haben. Es soll für Abnehmer in Oberösterreich, Tirol und in Wien bestimmt gewesen sein. Nur zum Teil geständig Die Verteidiger der Angeklagten wiesen in der Verhandlung die Vorwürfe großteils zurück. Einige bestritten jede Schuld, andere waren nur zum Teil geständig. Vor allem die Bildung einer kriminellen Organisation gab keiner zu. Bei den Beschuldigungen in dem Punkt sei einfach nach dem "Gießkannenprinzip" vorgegangen worden, kritisierte einer der Anwälte. Einer der Verdächtigen verteidigte sich, die Ermittler hätten mit ihm ein "doppeltes Spiel" betrieben, denn er habe ihnen als V-Mann mit Informationen gedient, nun sitze er aber als Angeklagter da. Der Prozess wurde Donnerstagnachmittag vertagt. Ein Ende dieses Verfahrens war nicht absehbar. Schon seit dem Juni des Vorjahres läuft der erste Prozess in dieser Affäre. Damals saßen anfangs 31 Personen auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft warf ihnen vor, seit 1995 Suchtgiftgeschäfte in großem Stil durchgeführt zu haben. Sie hätten Drogen aus den Niederlanden nach Österreich geschmuggelt und hier vor allem in der Wiener Rotlichtszene verkauft. Hauptverdächtiger geflohen Noch vor dem Prozessbeginn floh allerdings der Hauptverdächtige aus dem Gefangenenhaus in Wels. Er konnte später in den Niederlanden gefasst werden. Die Auslieferung erfolgte jedoch bisher nicht. Zuletzt hieß es von den niederländischen Behörden, der ihnen übermittelte Akt sei verschwunden, man bemühe sich aber um rasche Abwicklung. Das Gericht in Wels ist optimistisch und hat jetzt den 12. März zur Fortsetzung der Verhandlung festgesetzt. Denn die Aussagen des Geflohenen sind entscheidend für die Beurteilung der Taten seiner Mitangeklagten. Ohne seine Anwesenheit konnten bisher nur über neun Angeklagte Urteile gefällt werden: Ein Freispruch und acht Schuldsprüche mit Freiheitsstrafen zwischen zwei Monaten und vier Jahren unbedingt.(APA)