London - US-Außenminister Colin Powell hat die Kritik
europäischer Staaten an der von Präsident George W. Bush propagierten
"Achse des Bösen" als "inkonsequent" zurückgewiesen. In einem
Gespräch mit der in London erscheinenden "Financial Times"
(Donnerstagausgabe) sagte Powell, die Europäer sollten inzwischen
wissen, dass Bush eine "sehr direkte Sprache" habe. "Aber er handelt
mit Entschlossenheit, Vorsicht und Geduld", fügte Powell hinzu. Die Europäer sind nach Ansicht Powells offenbar daran
interessiert, ihre "eigenen Lösungen" für den Nahost-Konflikt zu
suchen. Dabei seien sie aber zum Beispiel nicht bereit, den Iran
wegen Waffenlieferungen an die Palästinenser "zur Rede zu stellen."
Ihre Kritik sei deshalb "inkonsequent."
Mit seiner Äußerung, dass zwischen dem Irak, Nordkorea und dem
Iran eine "Achse des Bösen" bestehe, habe Bush "die Wahrheit gesagt",
sagte Powell der "Financial Times." Er habe sich "sehr direkt und
sehr realistisch" geäußert. Powell wies die Befürchtung zurück, dass
damit Hardliner in Iran ermutigt werden könnten. Bush habe mit seinen
Bemerkungen die Öffentlichkeit in Iran beeinflussen wollen, was deren
"Bild von ihrer eigenen Regierung angeht."
Powell erinnerte daran, dass der frühere US-Präsident Ronald
Reagan in den 80-Er Jahren die damalige Sowjetunion als "Reich des
Bösen" bezeichnet hatte. "Viele Leute waren damals schockiert. Aber
das russische Volk hat die Worte sehr wohl verstanden."(APA/dpa)