STANDARD: Herr Generaldirektor, die Uniqa-Gruppe gilt als grundsolides Unternehmen. Die mit großem Werbeaufwand an die Börse gebrachte Uniqa- Aktie hat aber seit dem Börsegang fast ein Drittel ihres Wertes verloren. Was läuft falsch? Klien: Die Uniqa ist ein fundamental sehr gut abgesichertes Unternehmen, und die Entwicklung des Aktienkurses ist auch eine Frage der Zeitspanne, in der man ihn beobachtet. Die Uniqa-Aktie ist ja auch aus den Bundesländer-Papieren hervorgegangen, und die notierten davor auch zwischen drei und vier Euro. Jetzt liegt der Kurs bei 6,80 Euro. Fundamental ist die Uniqa ein sehr interessantes Investment. STANDARD: Seit Jahresbeginn 1999 liegt die Uniqa deutlich unter dem europäischen Branchenschnitt. Klien: Ein wichtiges Datum für die Versicherungswirtschaft ist der 11. September 2001, der Tag der Anschläge in den USA. Seither haben wir uns im Vergleich sehr gut entwickelt. Und das hat mehrere Gründe: Unsere Osteuropa- Story wird auch von großen Ratingagenturen wie Standard & Poor’s positiv gesehen. Wir haben keine fundamentalen Risken versteckt, ganz im Gegenteil: Unsere stillen Reserven im Immobilienbereich liegen doppelt so hoch wie im Branchendurchschnitt. Die Fantasie der Uniqa-Aktie ist enorm groß. STANDARD: Dennoch gibt es weder österreichische noch internationale Analysen über die Uniqa - eine der Grundlagen für den Einstieg von großen Investmentfonds. Klien: Das liegt am geringen Streubesitz von 15 bis 20 Prozent. STANDARD: Planen Sie hier Änderungen? Klien: Ja. Aber nur, wenn erstens die Börsensituation besser ist, und zweitens durch Akquisitionen ein Kapitalbedarf besteht. Vorher nicht. Gingen wir anders vor, würden wir ja nur unsere Eigenkapitalrendite verschlechtern, was ja nicht unbedingt im Sinn der Aktionäre ist. STANDARD: Sie haben auch dringende Wünsche an den Finanzminister. Klien: Ganz dringlich ist das Problem der Besteuerung der technischen Rücklagen im Schaden-Unfall-Bereich. Das ist nichts anderes als die Besteuerung von Verbindlichkeiten an unsere Kunden, die uns schließlich Eigenkapital kosten. Das Problem muss mit Hausverstand gelöst werden, denn es ist im Interesse des Wirtschaftsstandortes, eine funktionierende Finanzdienstleistungsbranche zu haben, die über eine solide Eigenkapitalbasis verfügt. Fällt diese Besteuerung nicht, kann es zu dramatischen Entwicklungen im Schaden-Unfall- Bereich kommen. (Michael Moravec, DER STANDARD, Printausgabe 15.2.2002)