Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet mit einer konjunkturellen Erholung in der Eurozone ohne nennenswerte Inflationsgefahren. Insgesamt signalisierten die Daten einen wirtschaftlichen Aufschwung, auch wenn Zeitpunkt und Ausmaß noch unklar seien, heißt es im EZB-Jänner-Bericht. Analysten sagten, der zuversichtliche EZB-Konjunkturausblick lasse keine weitere Leitzinssenkung mehr erwarten. Vielmehr sei im Falle eines stärkeren Wirtschaftswachstums in der zweiten Jahreshälfte mit einer Leitzinserhöhung zu rechnen. Die Unsicherheit über die weltwirtschaftliche Lage wird dem EZB-Bericht zufolge immer geringer - zugleich deuteten jüngste Umfrageergebnisse auf eine steigende Wirtschaftstätigkeit in der Eurozone. Vor diesem Hintergrund sei das gegenwärtige Leitzinsniveau angemessen. Produktionswachstum verhalten Allerdings sei das Produktionswachstum Anfang dieses Jahres voraussichtlich verhalten geblieben. Den Anstieg der Inflationsrate im Jänner auf voraussichtlich 2,5 (Dezember 2,1) Prozent führt die EZB vor allem auf Sondereffekte wie ungünstige Witterungsbedingungen, höhere indirekte Steuern und statistische Basiseffekte zurück. "Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass von der Euro-Bargeldeinführung ein signifikanter Aufwärtsdruck auf das Preisniveau ausgegangen wäre", heißt es in dem EZB-Bericht. Insgesamt dürfte sich die Inflationsrate 2002 deutlich unter der EZB-Toleranzgrenze von zwei Prozent einpendeln. "Ich lese aus dem Bericht, dass wir bis Jahresmitte keine Zinsänderung sehen werden. Wenn die konjunkturelle Erholung bis dahin einsetzt, wird der nächste Zinsschritt eine Erhöhung sein", sagte Klaus Schrüfer von SEB in Frankfurt. Ähnlich äußerte sich Klaus Schubert von der Commerzbank: "Ich bin sicher, dass die EZB nicht mehr senken wird. Sie sagt zwar, dass das erste Quartal verhalten sein wird, aber das ist bereits Teil ihres Ausblicks." (Reuters, DER STANDARD, Printausgabe 15.2.2002)