Wintersport
Super G-Herren
Für verärgerten Stephan Eberharter blieb nach schwerem Fehler Silber - Andreas Schifferer überraschte als bronzener Dritter - Fritz Strobl Vierter
Snowbasin - Das Rendevouz mit Gold im Olympia-Super G ist
geplatzt. Am "Rendezvous Face" auf der Grizzly-Strecke ließen die
Österreicher am Samstag die Goldene im Schnee liegen. Stephan
Eberharter holte zwar mit Silber seine zweite Medaille, Andreas
Schifferer brauste zu Bronze, Fritz Strobl wurde Vierter und
Christoph Gruber Sechster. Doch so richtige Freude wollte im Zielraum
nicht aufkommen. Und das lag weniger daran, dass Kjetil-Andre Aamodt mit
seinem zweiten Olympiasieg zum alpinen Superstar dieser Spiele
avancierte. "Wir haben es verschissen." Alpin-Direktor Hans Pum war in der
ersten Emotion klar, dass diesmal das ÖSV-Quartett Gold vergeben
hatte. Mit zwei Medaillen sind die österreichischen Herren zwar nach
wie vor Alpin-Nation Nummer eins, doch bei eigenen Fehlern tröstet
das nur bedingt. In einem extrem schwierigen Super G wurde das Rennen
im Zielhang entschieden. Und gerade da kassierten die Österreicher
letztlich die vierte Niederlage in 33 Rennen in dieser Disziplin.
Angefressener Steff
Vor allem Stephan Eberharter war im Ziel der Frust anzusehen. Ein
Zehntel fehlte dem 32-Jährigen auf das heiß ersehnte
Gold. Und Eberharter sparte nicht mit Kritik: "Die Funksprüche, die
wir am Start bekommen haben, waren einfach unvollständig. Das finde
ich bedenklich. Ich wusste zwar von der Besichtigung, dass die
Einfahrt in den Zeilhang schwer war und bin auf Anweisung auch eng
gefahren, doch keiner hat gesagt, dass die Probleme erst danach
beginnen", schimpfte er. Eberharter war erst nach der Stelle, an der
zuvor Fredrik Nyberg, Lasse Kjus und Didier Cuche gescheitert waren,
noch gut durchgekommen, wurde aber am Tor danach zu weit abgetragen.
"Andererseits muss ich ja froh, sein, dass ich mit so einem Fehler
noch Silber geholt habe."
Eberharter bezog sich in seiner Kritik auf jene Passage, an der
Abfahrts-Coach Robert Trenkwalder stand. Und erhielt darin auch von
Christoph Gruber Bestätigung. "Ich war bis dorthin gut unterwegs,
dann passierte der Fehler. Aber der Steff und ich sind ein bisschen
im Dunklen getappt, so richtig klar wurde der Funk erst in der
Unterbrechung vor dem Fritz."
Überraschender Schifferer
Richtig zufrieden war immerhin Andreas Schifferer.
"Ich bin in letzte Minute in die Mannschaft gerutscht, jetzt habe ich
eine Medaille", erklärte er. Dass auch er Gold schon zwischen den
Fingern gehabt hatte, war da nebensächlich. "Ich habe gespürt, dass
ich schnell bin, aber nach dem Fehler im Zielhang war klar, dass es
das ganz Große nicht werden wird." Trotzdem atmete der Salzburger
tief durch. "Man braucht das Gefühl und die Geduld. Und Gott sei Dank
hat es geklappt."
Und auch Abfahrts-Olympiasieger Fritz Strobl nahm Platz vier
relativ locker. "Ich habe ja noch was im Sack, was meinen zweiten
vierten Platz bei Großereignissen leicht verdaulich macht", sagte er.
In Sestriere war er 1997 in der Abfahrt eine Hundertstel zurück,
diesmal waren es neun hinter Schifferer. "Es hat nicht viel gefehlt.
Ich wusste zwar, dass man unten dosieren muss, aber ich tue mir halt
schwer beim Bremsen. Und genau das war das Problem."
Erfreuter Präse
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel wollte von einem verschenkten
Gold nichts wissen. "Zwei Medaillen sind sensationell. Das gibt es
nur in Österreich, dass man damit nicht zufrieden ist. Wir haben in
den Speed-Disziplinen vier von sechs Medaillen. Über so was hat man
sich nicht zu beschweren, sondern man hat sich zu freuen." (APA)