Wien - Wer in letzter Zeit an der Börse auf Rennbahnen setzte, hat die Kurse regelmäßig in die Höhe klettern sehen. Manche Aktienkurse eilten von einem Höchststand zum nächsten. Grund genug für eine Analyse. Ein Investment in diesem Bereich ist Magna Entertainment (Börsenkürzel MIEC) des Austrokanadiers Frank Stronach. MIEC war in den vergangenen Wochen mehrfach unter den "New Highs" zu finden. Der Aktienkurs kletterte seit November von sechs auf zehn Dollar. Die vom Magna-Konzern abgespaltene Firma betreibt zehn Pferde- und Hunderennbahnen in den USA. Das wäre noch keine Erklärung für den Höhenflug. Die liegt eher darin, dass sich in den bezüglich Glücksspiel sonst puritanisch restriktiven USA eine Liberalisierung abzeichnet. Mit der Ausweitung des Spielbetriebes, die Magna Entertainment und andere Konkurrenten in den nächsten Jahren erwarten dürfen, sollen auch die Gewinne erheblich wachsen. Wachstumschancen Die Broker-Firma Bear Stearns veröffentlichte erst kürzlich eine Studie, die den Rennbahnbetreibern ausgezeichnete Wachstumschancen zubilligt. Begründung: die Zulassung von Wettkonten, die via Telefon oder Internet Wettabschlüsse ermöglichen (was bisher kaum gestattet war). Weiters eine stärkere TV-Präsenz des Rennsports und schließlich eine zunehmende internationale Vernetzung. Das erste Standbein von MIEC in Europa, die Rennbahn in Ebreichsdorf südlich von Wien, soll nächstes Jahr in Betrieb gehen. Es wäre kaum überraschend, wenn sich MIEC dabei auch einen europäischen Wettanbieter zulegt. Weiters spricht für die Aktien: Immer mehr US-Bundesstaaten liberalisieren ihre Glücksspielbestimmungen und gestatten nicht mehr nur Indianerstämmen, in ihren Reservaten Kasinos zu betreiben. Wetten via Telefon Neuerdings dürfen auch immer mehr Rennbahnen ihre Umsätze durch Spielautomaten auffetten. Exemplarisch dafür ist die kleine Rennbahn Mountaineer Park, die mit der Aufstellung von Glücksspielautomaten regelmäßig Gewinnzuwächse ausweist und zum Börsendarling geworden ist. Kurszuwachs rund 300 Prozent innerhalb eines Jahres. Jüngster Kurstreiber bei MIEC: die Genehmigung, im rennbegeisterten Kalifornien Wetten via Telefon anzunehmen. Gleichzeitig ging die Firma mit einem TV-Satellitenprogramm auf Sendung, das Pferderennen in die Wohnzimmer der Spieler bringt (allerdings gegen ziemlich teure Gebühren). Es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis via Telefon oder interaktives Fernsehen auch andere Wetten als nur solche auf Pferde oder Hunde gemacht werden können. Neben MIEC stehen auf der Empfehlungsliste von Bear Stearns deren großer Konkurrent Churchill Downs (Veranstalter des legendären Kentucky Derby), aber auch der Wettautomaten-Hersteller Scientific Games. Allerdings: Nach den Kurssteigerungen der vergangenen Wochen sollte vorerst eher eine Konsolidierung abgewartet werden. Unsicherheitsfaktor Was gegen MIEC sprechen könnte, sind die hohen Investitionen, die der Austrokanadier Frank Stronach in neue Rennbahnen stecken möchte, und die damit notwendige Kapitalerhöhung. Bear Stearns warnt, dass solche Investments gegenüber dem Ausbau des Wettkontengeschäftes nur niedrige Renditen bringen. (Nikolaus Dolenz, Der Standard, Printausgabe, 18.02.02)