Wien/Bonn - Seit Wochen kursiert das Gerücht, die Gründung einer heimischen Billigfluglinie stünde kurz bevor. Abgehoben werden soll von den Bundesländerflughäfen; einige namhafte AUA-Manager samt Piloten seien bereit auszusteigen und ihr Know-how dem neuen Carrier zur Verfügung zustellen, schreibt die Fachzeitung TIP in ihrer jüngsten Ausgabe. Doch im Verkehrsministerium, das für die Lizenzvergabe zuständig ist, weiß man nichts davon. Europas größter und erfolgreichster Billig-Carrier, die Ryanair, startet ab April von Graz und ab Juni von Klagenfurt Richtung London Stansted. Geworben wird mit Einstandspreisen ab 59 Euro (812 S) für einen Einfachflug. Geboten wird außer einem Sitzplatz nichts. Preis- und Tarifaktionen Die AUA, die zwar keine eigene Billigfluglinie gründen will, reagiert auf den neuen Trend im Flugverkehr mit eigenen Preis- und Tarifaktionen, auch auf speziellen Strecken und Märkten. Aktuell bietet die AUA etwa 111 Flüge nach Rom um 111 Euro pro Person rund um das Wochenende vom 23./24. Februar, allerdings ohne Steuern und Gebühren. Dazu kommen zielgruppenspezifische Angebote mit doppelten und dreifachen Vielfliegermeilen sowie eine Optimierung der An-und Abflüge. Gespart werden kann auch beim Vertrieb, wenn etwa spezielle Angebote nur über Internet zu buchen sind. Das Asset aller nationalen Carrier: Sie fliegen in die Metropolen, während Ryanair & Co Randlagen wie London Stansted oder Hahn bei Frankfurt ansteuern. "Nicht ungefährlich" In der alteingesessenen Airlinebranche gelten Fluglinien wie Ryanair oder ihr US-Pendant Southwest als "nicht ungefährlich, aber langfristig wenig erfolgreich". Dass man auf die Dauer um 50 Prozent billiger anbieten kann als traditionelle Airlines sei nicht machbar, so der Tenor. Dennoch gibt es zusätzliches Potenzial für Ryanair & Co: Passagiere, die bisher nicht flogen, sowie Bahn- oder Busreisende. Aber auch Businessreisende greifen nach den billigen Tickets. Der Nachteil: Es gibt keine Anschlussflüge und keine Meilengutschriften. Interessant ist freilich auch die Tatsache, dass auf Europas am stärksten frequentierter Strecke, Paris-London, keine Billigfluglinien agieren. Der Grund: Diese könnten nämlich langfristig die billigen Preise nicht ohne horrende Verluste bieten. Lufthansa darf nicht zwischen Berlin und Frankfurt Das Bundeskartellamt hat indessen der Lufthansa ihre Niedrigflugpreise auf der Strecke Frankfurt/Main-Berlin untersagt. Die Preise lägen unter Kosten und zielten auf eine Verdrängung des Konkurrenten Germania Fluggesellschaft mbH (Berlin), begründete das Kartellamt am Dienstag seine Entscheidung. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe 19.2.2002, APA)