Seoul - Einen Tag vor dem Staatsbesuch von US-Präsident George W. Bush in Seoul hat Südkorea den kommunistischen Norden aufgerufen, den festgefahrenen Versöhnungsprozess zu erneuern. Das Wiedervereinigungsministerium erklärte am Montag in Seoul, es gebe noch "Berge von offenen Fragen zwischen beiden Seiten". Die Regierung erwarte, dass Nordkorea möglichst bald auf das Dialogangebot antworte. Vor der US-Botschaft in Seoul fand auch am Montag eine Kundgebung gegen den Besuch Bushs statt. Eine Gruppe von Demonstranten besetzte das Büro der Amerikanischen Handelskammer. Mit seiner Bemerkung über die "Achse des Bösen" aus Nordkorea, dem Iran und dem Irak habe Bush die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel verschärft, kritisierten die Demonstranten. Der staatliche Rundfunk Nordkoreas bezeichnete Bush am Montag als einen "ignoranten Politiker, der arm an theoretischen Fähigkeiten ist". Der südkoreanische Staatspräsident Kim Dae Jung hatte die USA zum Umdenken in ihrer Haltung gegenüber Nordkorea aufgefordert. Es obliege der US-Regierung, Pjöngjang dabei zu helfen, sein Gesicht zu wahren, und so die Friedensgespräche zwischen den beiden koreanischen Staaten wieder in Schwung zu bringen. Nachdem Bush die unter der früheren US-Regierung aufgenommenen Gespräche mit Pjöngjang ausgesetzt hatte, waren auch die innerkoreanischen Kontakte ins Stocken geraten. Kurz nach seinem Amtsantritt im Jänner 2001 hatte Bush den von seinem Vorgänger Bill Clinton eingeleiteten Dialog mit Pjöngjang eingefroren. Die USA haben in Südkorea 37.500 Soldaten stationiert. Nach dem Gipfeltreffen des nordkoreanischen Führers Kim Jong Il und des südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung im Jahr 2000 hatte das bis dahin international isolierte Nordkorea eine vorsichtige Politik der Öffnung eingeleitet. (APA/AP)