Unternehmen
Bank-Burgenland: Ex-Vorstände vor Gericht
Günter Widder und Manfred Schneider drohen bis zu zehn Jahren Haft
Eisenstadt - Nach Ex-Bank-Burgenland-Generaldirektor Ernst
Gassner, mittlerweile rechtskräftig zu neun Jahren Haft verurteilt,
müssen sich nun auch seine Vorstandskollegen Günter Widder (61) und
Manfred Schneider (52) wegen des Kreditdebakels rund um den
Milliardenbetrüger Thom alias Hom-Rusch vor Gericht verantworten. Ab
28. Februar wird vor einem Schöffensenat des Landesgerichtes Wiener
Neustadt (Vorsitzender Mag. Wolfgang Reichert) verhandelt. Auch
Widder und Schneider sind des Verbrechens der Untreue und des
Vergehens nach dem Aktiengesetz angeklagt. Der Strafrahmen: zwischen
einem Jahr und zehn Jahre Freiheitsstrafe.Schwere Geschütze
Die Eisenstädter Staatsanwältin Mag. Barbara Unger, die bereits
die Anklage gegen Ex-"General" Gassner vertreten hat, fährt auch
gegen Widder und Schneider mit schwerem Geschütz auf: Sie hätten
ihren Befugnisse, über Vermögen der Bank zu verfügen, "wissentlich
missbraucht", den beiden sei die "verbrecherische Vorgangsweise"
Gassners bei der Vergabe von Krediten an das Firmenimperium
Hom-Ruschs bekannt gewesen. Und sie hätten die Kreditunwürdigkeit der
Firmengruppe erkannt und gewusst, "dass die vorgelegten Sicherheiten
einer Überprüfung nicht standhalten würden".
Weitere Vorwürfe gegen Widder und Schneider: Sie hätten eine
"klare Warnung" der Internen Revision in Bezug auf Hom-Rusch
ignoriert. Die Anklage wirft den beiden auch vor, Prüfern der
Nationalbank gegenüber unrichtige Angaben gemacht zu haben.
Melkkuh
Hom-Rusch benutzte die Bank Burgenland in zweifacher Weise als
Melkkuh: für Kredite an die unzähligen von ihm beherrschten Firmen -
allen voran die Howe AG - bzw. für Kredite an Neuaktionäre der Howe
AG. Da diese von Hom-Rusch und auch Gassner angeworbenen Aktionäre
selbst über keine Geldmittel verfügten, wurden die vermeintlichen
Kapitalgeber über Bank-Burgenland-Kredite finanziert - gegen nicht
bestehende bzw. um das Zig-fache überbewertete Sicherheiten, wie z.
B. nahezu wertlose deutsche Grundschuldbriefe.
Widder, seit März 2000 in Pension, und Schneider, von dem sich die
Bank im Frühjahr 2000 getrennt hat, verantworten einen Schaden von
über einer Milliarde Schilling (72,7 Mill. Euro), sind aber - laut
Anklage - nicht geständig. Sie sollen angeben, "vom
Vorstandsvorsitzenden (Gassner) falsch informiert worden zu sein und
seinen plausiblen Darstellungen vertraut zu haben". (APA)