Am 18. und 19. Feber fand im Wiener Rathaus das vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser organisierte Symposium "Migration von Frauen und strukturelle Gewalt" statt. Es haben sich erstmals mehr als zehn heimische Fraueneinrichtungen zusammengeschlossen, um die spezifische Situation von Migrantinnen vielseitig zu beleuchten und einen breiten Forderungskatalog aufzustellen.Ökonomische Unabhängigkeit "Als unabdingbare Notwendigkeit zur Verbesserung der Situation von Migrantinnen in Österreich gilt ihre weitgehende ökonomische Unabhängigkeit". Darauf konnten sich alle anwesenden Vertreterinnen von Gewaltschutzeinrichtungen, Fraueneinrichtungen und Politik am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz im Wiener Rathaus einigen. Da viele Frauen im Zuge der Familienzusammenführung ihrem Mann nach Österreich folgen, können sie in Österreich innerhalb der ersten fünf Jahre ihres Aufenthalts nicht mit einer Arbeitserlaubnis rechnen. Doch auch nach dieser langen Zeit, in der Frauen gesetzlich in die Rolle der Hausfrau gezwungen werden und ökonomisch vollkommen von ihrem Mann abhängig sind, haben sie keinen Rechtsanspruch auf eine Arbeitserlaubnis. Auch hier entscheidet die "Quote". Einer Frau, die über kein eigenes Einkommen verfügt, ja vielleicht noch nicht einmal das Recht auf Familienbeihilfe hat, wird es zwangsläufig unmöglich gemacht, ihren Mann, z.B. aufgrund von Gewalterfahrungen in der Familie, zu verlassen. Bei einer Scheidung läuft sie Gefahr, ihre Aufenthaltsgenehmigung zu verlieren, die im Fall von Familienzugehörigen ja an den Erwerbstätigen in der Familie geknüpft ist. Tamar Citak von der "Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie" präsentierte Zahlen, die bestätigen, dass rund ein Viertel aller von Gewalt in der Familie betroffenen Frauen Migrantinnen sind. Für diese Frauen gilt zwar genauso wie für sämtliche in Österreich lebenden Personen das österreichische Gewaltschutzgesetz (Anm.: es besagt, dass der Gewaltausübende das gemeinsame Heim sofort und bis auf weiteres zu verlassen hat und somit nicht das Opfer zur "Flucht" gezwungen ist), doch bleibt den Migrantinnen aufgrund ihrer ökonomischen Situation meist nichts anderes übrig, als in ein Frauenhaus zu flüchten, oder als Konsequenz, zu ihrem Mann zurückzukehren. Psycho-soziale Situation Judith Hanser vom Verein "Miteinander Lernen" wies auf die Wichtigkeit von muttersprachlichen KulturvermittlerInnen in öffentlichen Stellen hin, da es für MigrantInnen auch mit guten Deutschkenntnissen oft schwierig sei, Krankenblätter oder Ämterformulare richtig auszufüllen. Gleichzeitig betonte sie die oftmals schlechte psycho-soziale Situation von Migrantinnen in Österreich, die sich neben bedrückenden finanziellen Verhältnissen und erlebter Isolation auch durch rassistische Übergriffe konstituieren würde. MigrantInnen, die sehr wohl ihre Krankenversicherungsbeiträge und Steuern in Österreich begleichen, sei es in weiten Teilen Österreichs unmöglich, eine Psychotherapie auf Krankenschein in ihrer Muttersprache zu absolvieren. Weitreichende Forderungen Die Veranstalterinnen des Symposiums verlangen u.a. die Harmonisierung von Aufenthalt und Beschäftigung, den uneingeschränkten Familiennachzug sowie die Abschaffung des Ausländerbeschäftigungsgesetzes, damit alle in Österreich lebenden Migrantinnen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Sie fordern die Gleichstellung von (gleichgeschlechtlichen) Lebensgemeinschaften mit Ehen im Fremdengesetz, genauso wie die Anerkennung geschlechtsspezifischer Verfolgungsgründe im Rahmen des Asylgesetzes. (freu)