Europa
Stichwort Haaranalyse
Drogenkonsum noch nach Monaten nachweisbar - Methode bei nur gelegentlichem Kokaingebrauch jedoch unsicher
München - Mit einer Haaranalyse, wie sie das
Rechtsmedizinische Institut in München wegen des Kokain-Verdachts
gegen den Hamburger Innensenator Ronald Schill vorgenommen hat, kann
noch nach Monaten ein Drogen- oder Medikamentenmissbrauch
nachgewiesen werden. Die Stoffe gelangen über die Blutbahn in die
Haarwurzeln, wo sie sich ablagern und mit den Haaren auswachsen.
Kokain, Cannabis, Heroin, Haschisch und Ecstasy, aber auch Nikotin,
Beruhigungsmittel sowie ein regelmäßiger Anabolikakonsum sind auf
diese Weise nachweisbar. Unsicher ist die Methode allerdings, wenn
nur gelegentlich zur Droge gegriffen wird. Für die Haaranalyse wird eine etwa bleistiftdicke Strähne
möglichst nahe der Kopfhaut abgeschnitten, gewaschen und zerkleinert.
Anschließend wird das Haar in Methanol gelegt und mit Ultraschall
behandelt, wodurch sich die im Haar abgelagerten Substanzen
herauslösen. Aus der Methanollösung extrahieren die Spezialisten
schließlich die Wirkstoffe, mit denen ein Drogenkonsum nachwiesen
werden kann.
Grundsätzlich hängt die "Treffsicherheit" der Haaranalyse von der
Art und Menge der aufgenommenen Drogen und der Länge der Haare ab.
Schließlich wächst das Haar jeden Monat durchschnittlich einen
Zentimeter. Experten zufolge ist ein sporadischer oder einmaliger
Drogenkonsum allerdings nur schwer oder kaum nachweisbar, weil nicht
genügend Wirkstoffe in die Haare "eingebaut" werden. In der Regel
ist nur ein "häufigerer" Drogenkonsum nachweisbar.
Nach Angaben von Hans Sachs vom Rechtsmedizinischen Institut der
Universität München wurden in ausländischen Studien positive
Ergebnisse erzielt, wenn die Probanden pro Monat mehr als 30
Milligramm Kokain, das ist weniger als eine übliche Konsumeinheit,
aufnahmen.
Urin- und Blutuntersuchungen sind im Gegensatz zur Haaranalyse
zwar weniger zeitaufwendig. Die Aussagekraft dieser alternativen
Testmöglichkeiten ist jedoch beschränkt. Im Urin sind Drogen demnach
maximal eine Woche, im Blut in der Regel nur ein oder zwei Tage und
im Speichel noch kürzer nachweisbar.(APA)