Wien - Geiselnahme im Bregenzer Landhaus. Eine Gruppe schwer bewaffneter Männer verschanzt sich mit dem überwältigten Statthalter, fünf seiner Mitarbeiter und ein wenig Sprengstoff im dritten Stock des Gebäudes. Alarm bei der "Cobra", beim "Gendarmerieeinsatzkommando" (GEK) in Wr. Neustadt, Österreichs einziger bundesweit zuständigen Antiterrorgruppe. Die Kidnapper drohen mit Erschießungen, sollten ihre Forderungen nicht in zwei Stunden erfüllt sein. Bis die Geiselbefreier aus Niederösterreich in Vorarlberg sind, dauert es vier Stunden . . . Freilich Fiktion, doch zeigt dieses Beispiel die größte Schwäche der derzeitigen Struktur der heimischen Spezialeinheit. Diese und andere sollen nun beseitigt werden, eine neue Organisation soll die Einsatzgruppe schneller und schlagkräftiger machen. Montag stellten Innenminister Ernst Strasser, Sicherheitsgeneraldirektor Erik Buxbaum und GEK-Kommandant Wolfgang Bachler in Wien das fertige Konzept für die österreichweite "Cobra neu" vor. Personal, Regionalisierung, Einsatzmöglichkeiten Die Kernpunkte: mehr Personal, Regionalisierung, unbegrenzte Einsatzmöglichkeit und einheitliche Standards in Ausbildung und Ausrüstung. "Damit garantieren wir ein viel schnelleres Eingreifen und wesentlich mehr Sicherheit für alle Regionen in Österreich", gab sich Strasser zufrieden. Buxbaum merkte an, dass dieses Konzept erst noch mit den Personalvertretern abgestimmt werden müsse, Bachler jedoch vermutete, dass die neue Eliteeinheit bereits Ende Herbst ihre Arbeit aufnehmen werde. Die Cobra besteht derzeit aus 180 Beamten, der Personalstand soll auf 336 aufgestockt werden. Die Zentrale bleibt in Wiener Neustadt, dort sollen aber nur 125 Beamte stationiert werden. Zudem sind drei weitere "strategische Standorte" im Raum Linz, Graz und Innsbruck mit je 49 Mann geplant. Zusätzlich sollen drei "operative Außenstellen" bei Klagenfurt und Salzburg mit je 24, in Vorarlberg mit 16 Einsatzkräften errichtet werden. MEK und SEG weg Die "Sondereinsatzgruppen" (SEG) der jeweiligen Landesgendarmeriekommandos, die mit derzeit insgesamt 160 Beamten bei "mittleren Gefährdungslagen" in den Bundesländern zum Einsatz kommen, sollen aufgelöst werden. Ebenso die "Mobilen Einsatzkommandos" (MEK) der einzelnen Bundespolizeidirektionen, die mit insgesamt 370 Kräften bei "mittleren oder regulären Gefährdungslagen" herangezogen werden. Agenden von SEG und MEK sollen von der Cobra übernommen werden, zu deren Aufgaben neben dem Einschreiten bei Geiselnahmen und Amokläufen auch Personen- und Zeugenschutz gehören sollen. Die "Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung" (WEGA), für die Bundeshauptstadt zuständig, bleibt. Die Kosten für die Umsetzung dieses Konzeptes konnte Strasser noch nicht nennen. Bewerbungen für die neue Cobra gebe es jedenfalls zuhauf, derzeit durchliefen die ersten 58 Beamten die neu strukturierte Ausbildung für "die Besten aus Gendarmerie und Polizei", so Strasser. (fei, Der Standard, Printausgabe, 19.02.02)