Belgrad/Wien - Der ehemalige jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic führt in Serbien die Rangliste der unbeliebten Politiker mit großem Abstand an. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "Gallup-Medium Jugoslawien" ist Milosevic bei 70 Prozent der Bürger unbeliebt. Zudem genießt Milosevic, dem derzeit vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal der Prozess wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord gemacht wird, nur bei sieben Prozent der serbischen Bürger Vertrauen, berichteten am Dienstag Belgrader Medien. Auch werde der Prozess gegen Milosevic vor dem UNO-Tribunal die Position der Sozialistischen Partei Serbiens (SPS), deren Vorsitzender Milosevic noch immer ist, nicht stärken, meint der Direktor des Instituts, Srbobran Brankovic. Nach dieser auf einer repräsentativen Stichprobe von 1.000 Bürgern in Serbien (ohne Kosovo) basierenden Studie ist der jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica der mit Abstand beliebteste Politiker, der auch das größte Vertrauen genießt. Kostunica ist bei 71 Prozent der Bürger beliebt und mehr als ein Viertel der Bevölkerung spricht ihm auch das Vertrauen aus. Hingegen äußern nur zwölf Prozent der Menschen Vertrauen für den serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic. Generell scheinen die serbischen Bürger sehr wenig Vertrauen in ihre Politiker zu haben. So genießt Vuk Draskovic, Vorsitzender der Serbischen Erneuerungsbewegung (SPO), nur bei drei Prozent der Bevölkerung Vertrauen. Gar nur zwei Prozent vertrauen dem serbischen Vizepremier Nebojsa Covic und dem jugoslawischen Außenminister Goran Svilanovic. Würden heute Wahlen stattfinden, würde die Demokratische Partei Serbiens (DSS) von Kostunica mit 22 Prozent der Stimmen klar die Nase vorn haben. Die Demokratische Partei (DS) von Djindjic käme auf 13, die SPS auf zehn Prozent. Hinter der DSS wäre die Experten-Gruppe G-17 mit 14 Prozent der Stimmen die zweitstärkste Partei. Hingegen würden die kleineren politischen Gruppierungen des aus 18 Parteien bestehenden Regierungsbündnisses (DOS) insgesamt nur auf etwa zehn Prozent kommen. Mehr als ein Viertel der serbischen Bürger würde nach heutigem Stand an Wahlen aber gar nicht teilnehmen. Was die Zukunft betrifft, äußern sich die Serben sehr skeptisch. Nur fünf Prozent glauben, dass es künftig "viel besser" sein wird. Allerdings glauben auch nur acht Prozent, dass es "viel schlechter" werden könne. Trotz der Skepsis äußern 37 Prozent der Befragten die Hoffnung, künftig ein "etwas besseres" Leben führen zu können. (APA)