Wien - Justiz- und Konsumentenschutzminister Dieter Böhmdorfer (F) hat nach Banken und Leasinggesellschaften jetzt die Versicherungsagenten im Visier. Laut "WirtschaftsBlatt" macht Böhmdorfer nach einem Mystery-Test mit "verheerendem Ergebnis" Ernst: Er habe zahlreiche Versicherungsagenten angezeigt und drohe mit schärferen Kontrollen. Die Versicherungen wollen dem nun nachgehen, schreibt das Blatt. Stichprobenweise wurde dem Bericht zufolge überprüft, ob die Versicherungsagenten ihrer Deklarationspflicht auch nachkommen. Denn laut Gewerbeordnung müsse der Agent offenlegen, welche Versicherung er vertritt. Das von der Zeitung zitierte Ergebnis: Von 70 Untersuchten hätten sich nur knapp 10 Prozent an die Regeln gehalten. "Das Ergebnis ist schon sehr enttäuschend", meinte der zuständige Sektionschef im Justizministerium Gottfried Mayer. Deshalb sei auch nicht lange "gefackelt" und der Großteil der überführten Agenten bereits angezeigt worden. Für Versicherungsnehmer sei das deshalb ein Problem, weil sie sich oft unabhängig beraten fühlten, was aber de facto nicht der Fall sei. Das habe Auswirkungen für die Haftung. Der Kunde wisse nämlich nicht, ob der Versicherungsagent oder eine Versicherung hafte, heißt es im Bericht. Bundesgremium: Eindeutiger Verstoß Dazu das Bundesgremium für Versicherungsagenten: "Das ist ein eindeutiger Verstoß, da gibt es nichts zu beschönigen", wird der Geschäftsführer Ulrich Chmel zitiert. Einen Grund für den großen Anteil an schwarzen Schafen orte Chmel darin, dass 80 Prozent der Versicherungsagenten nebenberuflich tätig seien und über die Vorschriften nicht genau Bescheid wüssten. Aber auch die Versicherungen möchte Chmel nicht ganz aus der Verantwortung entlassen: "Es ist die Pflicht der Versicherungen, die Agenten auf das Gesetz hinzuweisen." Gerade in den letzten Jahren sei die Versicherungsagenten-Branche stark angewachsen, weil immer mehr Versicherungen diesen Bereich auslagerten. Von den nunmehr 7.000 Agenten sind in den letzten Jahren 5.000 dazu gekommen. In Österreich erwirtschaften die Versicherungsagenten rund 5 Prozent der Prämien. Die Versicherungen möchten hart durchgreifen, heißt es in dem Bericht. "Wenn sich die Agenten nicht ans Gesetz halten, werden die Versicherungen mit ihnen Tacheles reden. Gegebenenfalls ist auch eine Trennung möglich", sagt der Sprecher des Versicherungsverbandes Gregor Kozak. Auch das Ministerium möchte die Versicherungsagenten im Auge behalten. "Wenn es möglich ist, werden wir uns die Branche wieder anschauen", meint Sektionschef Mayer. (APA)