Wien - "Es ist ein Gerücht, dass Migrantinnen nicht Deutsch lernen wollen", stellte Gamze Ongan von Beratungszentrum Peregrina bei einer Podiumsdiskussion Montag Abend bei einem Symposiums im Wiener Rathaus fest. Dort wurde erstmals in großem Rahmen und unter Beteiligung vieler betroffenen Frauen über die missliche Lage weiblicher Zuwanderinnen in Österreich diskutiert."Unsere frauenspezifischen Deutschkurse sind ausgebucht, mindestens 150 Migrantinnen sind auf der Warteliste", berichtet Ongan aus der Praxis. Viele Männer würden ihre Ehegattinen anmelden, noch bevor diese einreisen. Von verpflichtenden Deutschkursen, wie sie im geplanten Integrationsvertrag vorgesehen sind, hält sie nichts. Dass unter Druck am schlechtesten gelernt werde, sei eine pädagogische Binsenweisheit. Weil die Kurse künftig mehr kosten, befürchtet Zohreh Ali-Pahlavani, seit 22 Jahren in Österreich lebend, echte Nachteile für nachziehende Ehegattinnen. "Es könnte sein, dass Frauen aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr nachkommen können, zumal für sie - wenn sie keine Mütter sind - auch noch die Mitversicherung gezahlt werden muss." Deutsch ja - Arbeit nein "Was habe ich von den Deutschkursen, wenn ich nachher nicht arbeiten kann?", fragt die Peregrina-Beraterin weiter. Nachziehende Ehefrauen von Zuwanderern dürfen in den ersten fünf Jahren ja nicht arbeiten. Das Aufenthaltsrecht dieser Frauen hängt völlig von den Ehemännern ab: sie können sich auch nicht scheiden lassen, ohne das Aufenthaltsrecht zu verlieren. Das kettet Migrantinnen stärker an ihre Männer, selbst wenn sie gewalttätig wären. Auch wenn der Mann stirbt oder arbeitslos wird, droht den Frauen die Ausweisung. Die politische Gleichstellung von ZuwanderInnen ist für Politikerinnen wie SPÖ-Frauenvorsitzende Barbara Prammer und Madeleine Petrovic, NÖ-Spitzenkandidatin der Grünen auch die wichtigste politische Forderung. Prammer und Petrovic möchten auch prüfen, ob die ungleiche Gewährung des Kindergelds an Migrantinnen verfassungsmässig hält. Beide versprechen, den Integrationsvertrag wieder rückgängig zu machen, wenn sie dazu politisch in der Lage wären. (lyn)