Wien - Das Management des hoch verschuldeten Feuerfestkonzerns RHI bestreitet, dass die im Jänner erfolgten Kurssteigerungen der RHI-Aktie etwas mit Insiderwissen zu tun gehabt haben könnten. Dieser Eindruck hatte den Vertreter der Kleinaktionäre, Wilhelm Rasinger, bewogen, Anzeige bei der Bundeswertpapieraufsicht zu erstatten.
"Das ist eine Ungeheuerlichkeit", sagte RHI-Chef Helmut Draxler am Dienstag dem STANDARD. "Am 14. Jänner habe ich meinen Job bei der RHI angetreten und Gespräche mit den Banken geführt. Am 15. Jänner haben wir in einer Pressekonferenz unsere Sanierungspläne vorgestellt. Am 16. Jänner hat es erstmals größere Zukäufe gegeben. Das ist eine transparente, nachvollziehbare Prozedur", sagte Draxler. "Der Untersuchung sehe ich mit Gelassenheit entgegen."
"Aufklärungsbedürftig"
Rasinger hingegen sieht "einige aufklärungsbedürftige Vorkommnisse". Er weist darauf hin, dass Draxler als Folge der Asbestflut in den USA am 15. Jänner einen vorläufigen Rekordverlust von 870 Mio. Euro (knapp zwölf Mrd. S) bekannt gegeben hat. Analysten und andere Experten hätten daraufhin die Ansicht geäußert, der Wert der RHI-Aktie liege bei null, der spekulative Wert sei mit maximal fünf Euro anzusetzen. Trotzdem sei der Kurs des RHI-Papiers nach einem Tief von 4,50 Euro auf mehr als acht Euro geklettert - "und das bei auffallend hohen Umsätzen", so Rasinger.
Eine mögliche Erklärung dafür sieht der Kleinaktionärevertreter in den anlässlich der RHI-Hauptversammlung am vergangenen Freitag bekannt gewordenen möglichen Rückflüssen von bis zu 260 Mio. Dollar (299 Mio. Euro), was etwa 15 Euro je Aktie entspreche. Diese Informationen seien bereits viel früher einem kleinen Personenkreis, darunter dem Vorstand und dem Aufsichtsrat, bekannt gewesen. Das soll nun untersucht werden. Rasinger: "Die Wertpapieraufsicht ist dazu da, solche Dinge zu klären." (stro, Der Standard, Printausgabe, 20.02.2002)