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München - Bekannt geworden ist Adobe Systems vor allem mit Photoshop, Marktführer für professionelle Bildbearbeitung, und einer Palette von Gestaltungswerkzeugen für Profis. Mehr als jedes andere Unternehmen hat Adobe Einfluss darauf, wie wir die Welt sehen: Die Bilder und Grafiken dieser und der meisten Zeitungen und Printprodukte werden mit Software von Adobe produziert, eine Druckersprache namens Postscript sorgt dafür, dass das Ergebnis so aussieht wie am PC gestaltet.

Aber während Desktop-Publishing, Bild- und Grafikgestaltung, Videobearbeitung und Druckersteuerung Adobe solides Wachstum und Do-minanz im kreativen Bereich bescherte, verfolgt Adobe seit einigen Jahren eine andere Strategie, um überproportional zu wachsen: "Das Geschäft mit E-Paper ist für uns eine riesige Wachstumschance", erklärt Adobe-Vizepräsident Shantanu Narayen im Gespräch mit dem STANDARD. Darunter versteht der Softwarehersteller die Verteilung von Dokumenten auf dem elektronischen Weg anstelle von gedrucktem Papier. Zwar wird am Ende wieder vieles individuell ausgedruckt - aber natürlich ist es ungleich leichter und schneller, Dateien als Papier auf die Reise zu schicken.

Kleine, unscheinbare Software

Das Einfallstor zu diesem Markt ist ein kleine, unscheinbare Software, die seit ihrem Start 1993 inzwischen 380 Millionen Mal verteilt wurde: Acrobat Reader, mit dem Dokumente auf PCs, Macs, Unix-Rechnern oder Organizer so aussehen, wie sie der Absender gestaltete.

Für den Benutzer ist der Reader gratis, damit jedoch Dateien im PDF-Format (Portables Dokumentenformat) hergestellt werden können, ist bezahlte Software von Adobe, Acrobat, nötig. Für die effiziente Nutzung im Netz stellt Adobe auch Serversoftware zur Verfügung.

Geschäft subventioniert

Fast zehn Jahre lang subventionierte Adobe dieses Geschäft. In den letzten Jahren jedoch, erklärt Narayen, hoben die "E-Paper-Solutions" ab: 25 Prozent des Umsatzes von 1,23 Mrd. Dollar (1,4 Mrd. Euro/19,5 Mrd. S) 2001, 40 Prozent mehr als im Vorjahr.

"Praktisch jede Regierung und jedes große Unternehmen setzt Acrobat ein", sagt Narayen. Die Auswirkungen zeigt ein österreichisches Beispiel: 2003 soll das Bundesfinanzgesetz erstmals nicht mehr gedruckt, sondern über Internet verteilt werden, was dem Finanzminister den Druck von rund 38.000 Exemplaren und 20 Tonnen Papier samt Versand erspart.

Diese Kette kann mit der neuesten Version von Acrobat in beide Richtungen gehen. Behörde und Firmen können damit Formulare gestalten, die der Benutzer ausfüllt und mit digitaler Signatur versieht. Die Daten wiederum können nahtlos von der EDV zur Bearbeitung übernommen werden.(Helmut Spudich, Der Standard, Printausgabe, 20.02.2002)