Am Sonntag, wenn Jenufa (Angela Denoke) gleichsam ihrer moralischen Apotheose entgegensingen wird, tut sie dies auf Deutsch, denn zum Zug kommt bei dieser Oper von Leos Janácek die Übersetzung von Max Brod. Eine Entscheidung von Staatsoperndirektor Ioan Holender: "Die Sprache ist hier von moderner Unmittelbarkeit, wie im Schauspiel. Es ist notwendig, dass die Sänger auch verstehen, was sie sagen", begründet er seine Ansicht zu einem Werk, das der designierte Chef der Bregenzer Festspiele, David Pountney, inszenieren und Seiji Ozawa dirigieren wird. Als Koproduktion mit der Janácek-Oper Brünn wird dieses erfolgreichste Werk des Komponisten 2004 in Brünn einen Beitrag zum Janácek-Festival leisten. Zur Aufführung kommt die von Sir Charles Mackerras rekonstruierte "Brünner Fassung von 1908" nach der eigenen Revision von Janácek. Diese weicht von den spät-romantischen Glättungen ab, die der Direktor des Prager Nationaltheaters vorgenommen hatte und mit denen das Werk dann in die Literatur einging. Erstmals in Wien kommt damit auch ein später gestrichener Monolog der Küsterin (Agnes Baltsa) zum Zug, in dem diese erzählt, wie sehr sie einst unter der Trunksucht und den Schlägen ihres verstorbenen Mannes zu leiden hatte. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. 2. 2002)