Alle Staatsbetriebe müssen weg, weg, weg. Der Wende- regierung konnte es bei ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren gar nicht schnell genug gehen. Schließlich sei der Staat ein fürchterlicher Unternehmer, und der Staatsanteil wirke bei Böhler-Uddeholm, Voestalpine und OMV extrem wertmindernd. Also wurden Austria Tabak, Dorotheum, P.S.K. und Staatsdruckerei in affenartigem Tempo verkauft und der erste Schub des Privatisierungsauftrags flugs abgearbeitet.

Der angenehme Nebeneffekt: Die Schulden der Verstaatlichtenholding ÖIAG reduzierten sich von 6,2 Milliarden Euro (86 Mrd. S) auf rund zwei Milliarden, und die ÖIAG befindet sich erstmals in der komfortablen Lage, die fälligen Zinsen aus den Dividenden von OMV, Voestalpine und Post zu bestreiten.

Diesen Komfort wollen die neuen Macher in der ÖIAG nun offenbar voll auskosten. Und so postulieren sie vollmundig, dass sie es nicht zulassen werden, dass Österreich die Kontrolle über die Voestalpine an eine andere Aktionärsgruppe verliert.

Eine Erklärung für die plötzliche Kehrtwendung ist freilich schnell zur Hand: Als Staatsverwalter hätten sie nicht nur für die Privatisierung von Telekom & Co zu sorgen, sondern vor allem für eine nachhaltige Wertsteigerung aller Beteiligungen. Dass dies die endlich zutraulich gewordenen Investoren aller Länder verschrecken könnte, spielt da keine Rolle.

Bei so viel hehren Motiven im Dienste des Staates und des Steuerzahlers bleibt einem fast die Spucke weg. Auf die Idee, dass es der beste Dienst an notorisch unterbewerteten Konzernen wie Voest, OMV und Böhler wäre, sie so schnell wie möglich dem Kapitalmarkt zu überantworten, kommt keiner. Ist aber logisch, denn wo sonst hätten die blauen "Marktwirtschafter" ihre Spielwiesen?(Luise Ungerboeck, Der Standard, Printausgabe, 20.02.2002)